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Kommentar um "5 vor 12": Kurialer Aktivismus

Der Vatikan richtet eine „Task-Force“ zur Corona-Krise ein. Es geht auch um Bewusstseinsbildung.
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Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Auch im Vatikan gibt es jetzt eine Task-Force zur Coronakrise.

In Corona-Zeiten, in denen „Forscher“ und „Experten“ zu den Orakeln einer verunsicherten Gesellschaft geworden sind, deren sich oft widersprechenden Expertisen und Statements man von morgens bis abends in den Medien hören oder lesen kann, hat nun auch der Vatikan eine „Task Force“ gebildet, die Wege aus der Krise aufweisen soll. Angesiedelt beim Dikasterium für den Dienst an der integralen Entwicklung des Menschen soll die so genannte „Covid-Kommission“ in fünf Arbeitsgruppen den geballten Sachverstand des Vatikans in Sachen Pandemie bündeln. Das Netzwerk umfasst neben dem Dikasterium für integrale Entwicklung selbst das Staatssekretariat, das Medien-Dikasterium, die Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und für das Leben, das vatikanische Almosenamt, die Kongregation für die Evangelisierung der Völker und die Vatikan-Apotheke.

„Nachdenken, was als nächstes kommt“

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„Die Gesundheitskrise hat bereits eine Wirtschaftskrise ausgelöst. Und wenn die Wirtschaftskrise nicht sofort angegangen wird, kann eine soziale Krise folgen“, steckte jetzt der Präfekt des Dikasteriums für integrale Entwicklung, Kardinal Peter Turkson, den Aktionsradius seiner „Task-Force“ ab.  Alles in allem solle die von Papst Franziskus ins Leben gerufene Corona-Kommission einen Beitrag zur Bewältigung der humanitären Krise wie auch ihrer gesellschaftlichen Folgen leisten. Dabei gehe es auch um die Bewusstseinsbildung. „Es ist wichtig, jetzt darüber nachzudenken, was als Nächstes kommt und nicht unvorbereitet zu sein“, so Turkson.

Schuster, blieb bei deinen Leisten

Bleibt abzuwarten, was man von diesem Netzwerk noch so hören wird. Nachdem der Präfekt der Kongregation für die Gottesdienste, Kardinal Robert Sarah, mit seinen Dekreten vom 30. März alle öffentlichen Gottesdienste in den Corona-Notstandsgebieten unterbunden hat, kommt jetzt mal etwas Positives aus dem Vatikan. Aber ist die Kirche nicht mehr als eine Mischung aus Weltgesundheitsorganisation und Hilfswerk zur Eindämmung wirtschaftlicher und humanitärer Krisen? Reicht nicht der Sachverstand, der an berufener Stelle –­ in den Regierungen, den Ministerien, den Hilfswerken, den wissenschaftlichen Einrichtungen – sowieso schon vorhanden ist, um jedes Land und jede Region je nach den dortigen Bedürfnissen die Wege aus der Corona-Krise finden zu lassen? Von Papst und Vatikan erwartet man das geistliche Wort, den Verweis, dass Corona zwischen Himmel und Erde nicht alles ist, das prophetische Wort. Mehr Evangelium und Sakramente, weniger kurialer Aktivismus. Schuster, bleib bei deinen Leisten. 

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