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Bischof Wilmer - "Überbewertet"

Die Behauptung des Hildesheimer Bischofs Heiner Wilmer, dass die Eucharistie von manchen Gläubigen überbewertet werde, wirft theologische Fragen auf. Und sie lässt an der pastoralen Sensibilität zweifeln.
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Foto: Jacquelyn Martin (AP) | Eine Kirche, die die Eucharistie und damit die Heilsrelevanz ihres Herrn für „überbewertet“ hielte, braucht niemand mehr. Im Bild: eine Messe ohne Gemeindemitglieder in Washington, D.C.

Auch wenn Vielen das „viele Streamen von Gottesdiensten“ nicht geheuer sein mag, wie auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer im Deutschlandfunk herausgestrichen hat, verwundert hingegen die Aussage des Bischofs, dass die Übertragung von Gottesdiensten im Internet zeige, „dass wir nur auf die Eucharistie fixiert sind!“. Die Gegenwart des Herrn sei schließlich auch im Lesen der Heiligen Schrift zu erfahren.

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Rein funktionales Kirchenbild, jenseits jeder Sakramentalität

In der Reaktion mancher Gläubigen sei die Eucharistie „überbewertet“, so Wilmer: „So als gäbe es nichts anderes“. Auch wenn der Bischof betont, es habe immer Zeiten gegeben, in denen man nicht an der heilige Messe teilnehmen konnte, werfen seine Ausführungen theologische Fragen auf. Und lassen an der pastoralen Sensibilität zweifeln, wenn nicht wenige Gläubige selbst der Sterbesakramente beraubt werden.

Mit den ungelenken Aussagen wird wiedermal einem Kirchenbild Vorschub geleistet, das jenseits jeder Sakramentalität rein funktional ist. Dabei geht die Finalisierung christlichen Handelns in der Eucharistie verloren. Eine "Versäulung" tritt ein. Bibellesen steht unvermittelt neben caritativem Handeln, auf gleichem Rang mit der Eucharistie, die doch eigentlich "Quelle und Höhepunkt" des christlichen Lebens sein sollte. Denn das Sakrament lässt den Christen die Frucht der Erlösung, der Überwindung von Sünde und Tod, der eben nicht der "Allmächtige schlechthin" ist, verkosten. Eine Kirche, die vergessen würde, was ihre innerste Sendung ausmacht, die könnte wirklich zusperren.

Leere Kirchen - Vorgeschmack auf die Zukunft?

Dann wären, wie Wilmer ausführt, die leeren Kirchen, wirklich ein Vorgeschmack auf die Zukunft. Denn eine Kirche, die die Eucharistie und damit die Heilsrelevanz ihres Herrn für „überbewertet“ hielte, die braucht niemand mehr.

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Simon Kajan Bischof Eucharistie Heiner Wilmer

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