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Kardinal Sarah: Kirchenkrise ist Krise des Priestertums

Nicht nur ein Priestermangel, sondern auch eine mangelnde Sichtbarkeit von Priestern beklagt Kurienkardinal Robert Sarah. Bei der Vorstellung seines Buches „Herr, bleibe bei uns“ erklärt er, wie die Kirche im Westen wieder aus der Krise finden könne.
Kurienkardinal Robert Sarah zum Priestermangel
Foto: Benedikt Plesker | Der allgemeine Glaubensverlust sei ein großes Problem der heutigen Zeit, so Kardinal Sarah. „Man kümmert sich um politische Fragen, um Migranten, man bemüht sich um Dialog, um Öffnung. Aber man redet nie von Gott.“

Der afrikanische Kurienkardinal Robert Sarah sieht die Kirchenkrise der heutigen Zeit als eine „Krise des Priestertums“. Zum einen gebe es kaum noch Berufungen. „Wie soll man die Menschen zu Gott führen, ohne die Gegenwart von Priestern?“, so der römische Kardinalpräfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Zum anderen müssten die Priester jedoch auch sichtbarer und in der Welt präsenter werden. Gefragt seien „eifrige, fromme, gottesfürchtige Priester, die ihr Leben ganz dem Herrn schenken“. Kardinal Sarah äußerte sich bei der offiziellen Präsentation der deutschen Ausgabe seines aktuellen Buches „Herr, bleibe bei uns“ in der Benediktinerabtei St. Georg in Weltenburg.

"Gott ist nicht mehr unser Vater.
Und wenn er nicht mehr Vater ist,
können auch wir keine Väter mehr sein"
Kurienkardinal Robert Sarah

Nicht nur Deutschland, sondern der Westen im Allgemeinen, sei gezeichnet von einer tiefgreifenden Krise, erklärte Sarah weiter. Zwar herrsche der Eindruck von Wohlstand und Zufriedenheit, und im Bereich von Technologie, Wissenschaft und Medizin verzeichne man große Fortschritte. Gleichzeitig würden viele Aspekte des Menschen schon seit Jahren ignoriert, „vor allem unsere Beziehung zu Gott. Gott ist nicht mehr unser Vater. Und wenn er nicht mehr Vater ist, können auch wir keine Väter mehr sein. Dann können auch wir keine Mütter mehr sein.“ Daher verzeichne der Westen auch solch einen starken Geburtenrückgang.

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Der allgemeine Glaubensverlust sei ein großes Problem der heutigen Zeit. „Man kümmert sich um politische Fragen, um Migranten, man bemüht sich um Dialog, um Öffnung. Aber man redet nie von Gott.“ Dabei sei Gott derjenige, mit dem man in Dialog treten müsse. „Wir akzeptieren nicht, dass Gott uns geschaffen hat, wir wollen uns selbst erschaffen“, beklagte Kardinal Sarah weiter. Gott habe den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Viele wollten das jedoch nicht mehr akzeptieren. Im konkreten Bezug auf die Kirche in Deutschland meinte der Kardinal, diese müsse Jesus zuhören, „um zur Freude der Auferstehung zurückzufinden.“

Wie der Westen evangelisiert werden kann

Bei der Buchvorstellung ging Kardinal Sarah auch auf das Thema Neuevangelisieurung ein. „Wenn der Westen sich nicht neu evangelisiert, riskiert er ins Heidentum zurückzufallen.“ Auf die Frage, wie man die Neuevangelisierung speziell im Westen vorantreiben könne, meinte Sarah: „Den Westen zu evangelisieren heißt, das Evangelium in die Hand zu nehmen. Die Lehre zu verkünden. Zum Gebet zurückzufinden.“ Die Kirchen im Westen seien leer. Man müsse die Menschen dazu bringen, wieder zu Gott zu beten. Und eben auch für viele Priester- und Ordensberufungen, „wahre, heilige Berufungen. Wir brauchen heilige Priester“.

DT/mlu

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