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Kardinal Müller warnt vor säkularisierter Kirche

Eine Kirche, die sich naturalisiere und säkularisiere, werde die „verlorenen Schafe“ nicht wieder „auf die Weide Christi zurückführen“, so Kurienkardinal Gerhard Müller. Anstelle von „Umweltschutz, Migrationspolitik oder Machtpositionen für Laien“ sieht er andere Kernthemen.
Kardinal Müller warnt vor Säkularisierung der Kirche
Foto: Francesco Pistilli (KNA) | "Die Kirche ist keine NGO, die sich die Agenda der glaubensfeindlichen Ideologien zu eigen machen könnte", so Kardinal Müller. Es könnten nicht die Wege der Neuevangelisierung sein, die Gebote Gottes zu relativieren.

Kurienkardinal Gerhard Müller warnt davor, dass sich die katholische Kirche im Zuge der oft geforderten Reform- und Modernisierungsbemühungen zu säkularisieren drohe und sich von ihren Kernthemen entferne. Die Kirche sei keine von Menschen begründete Stiftung, die das Erbe eines großen Helden der Vergangenheit verwalte und den Zeitgenossen leicht verdaulich anbiete. Sie richte sich nicht „nach den Ansprüchen der Menschen, die sich als Mitglieder bei ihr einschreiben lassen, sondern lebt vom Zuspruch Gottes“. So äußert sich der Kardinal in seiner Laudatio auf Kardinal Robert Sarah laut Redemanuskript, das der Tagespost vorab vorliegt. Seine „Überlegungen zur Sendung der Kirche heute“ wird Müller am Donnerstagabend anlässlich der deutschen Veröffentlichung von Sarahs Interviewbuch „Herr, bleibe bei uns“ im Benediktinerkloster Weltenburg vortragen.  

Zeugnis, Opferbereitschaft und Glaubwürdigkeit der Priester

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Man könne der Kirche nicht „mit weltlichen Beratungsagenturen helfen oder sie unter Einsatz von vielen Millionen Euros wie ein wirtschaftliches Unternehmen vor dem Konkurs retten oder wie eine politische Partei mit einem auf diejungen Wähler zugeschnittenen Programm modernisieren, statt in tausend Gebeten, die Gnade der Bekehrung für uns selbst und unsere Nächsten zu erflehen“, so Kardinal Müller weiter. „Zeugnis, Opferbereitschaft und Glaubwürdigkeit der Apostel und ihrer Nachfolger im Bischofs- und Priesteramt“ seien wichtiger als alles Agieren nach der Art des Verkaufsmanagements und der politischen Wahlwerbung.

Die zentralen Themen der Kirche seien nicht Umweltschutz, Migrationspolitik oder Machtpositionen für Laien. „Die Kirche ist keine NGO, die sich die Agenda der glaubensfeindlichen Ideologien zu eigen machen könnte.“ Es könnten nicht die Wege der Neuevangelisierung sein, die Gebote Gottes zu relativieren, die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe abzuschaffen und ihre natürliche Substanz als ausschließliche Gemeinschaft von Mann und Frau aufzulösen. Auch eine Erweiterung der Ausnahmen vom priesterlichen Zölibat würde laut Kardinal Müller nicht zur Neuevangelisierung beitragen.

Müller warnt vor "Diktatur des Relativismus"

Eine Kirche, die sich naturalisiere und säkularisiere, werde die „verlorenen Schafe“ nicht wieder „auf die Weide Christi zurückführen“. Nur die Erfahrung einer „Gemeinschaft im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe“ werde Menschen für das Evangelium gewinnen. „Und sie werden nur von Christus überzeugt, wenn ihnen glaubwürdige Missionare das Evangelium von Jesus dem Christus predigen“, so der Kardinal.

Gleichzeitig warnt Kardinal Müller vor einer „Diktatur des Relativismus“. Wo diese herrsche, würden „Andersdenke als Feinde des Volkes, des Fortschritts und der Emanzipation gnadenlos bekämpft, als Konservative dämonisiert und mit verbaler und brachialer Gewalt terrorisiert“. Die westliche Demokratie müsse auf der Unveräußerlichkeit der Menschenrechte basieren, nicht auf einem Relativismus der Werte. Sonst gleite sie ab in eine „totalitäre Gesinnungsdiktatur der ,political correctness'“.

"Die kollektive Diffamierung der katholischen
Priester als Berufsgruppe [...] wird unter dem
Vorwand der Meinungsfreiheit straffrei gestellt"
Kurienkardinal Gerhard Müller

Zudem beklagt der Kardinal den Umgang der Politik mit der Kirche und ihren Repräsentanten. „Die kollektive Diffamierung der katholischen Priester als Berufsgruppe und die tagtägliche Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte  in Presse, Film und Fernsehen“ werde  unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit straffrei gestellt. Der Trick bestehe darin, „die Diskriminierung von andern Personen unter Strafe zu stellen und dann den Begriff der Diskriminierung mit der eigenen Ideologie aufzufüllen“.

Als Beispiel dafür nennt Müller das Beichtgeheimnis: Wenn Staaten versuchten, dieses aufzuheben,  „schreiben sie sich eine Zuständigkeit zu für das Verhältnis des Gewissens zu Gott und verstoßen damit schwer gegen die Menschenrechte“. So würden sie die Demokratie und den Rechtsstaat unterminieren.

DT/mlu

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