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Italienische Polizei untersucht illegale Ostermessen

Die italienische Polizei hat mehrfach bei mutmaßlich illegalen Messen an den Osterfeiertagen interveniert. Zudem überprüfen die Beamten Fotos und Videos, die auf stattgefundene Messen und Kommunionspendungen schließen lassen.
Coronavirus: Leere Bänke in den Kirchen an den Ostertagen
Foto: Sebastian Gollnow (dpa) | Vereinzelte Rebellion in Italien gegen leere Bänke in den Kirchen an den Ostertagen.

Die Osterfeiertage haben in Italien zu Konfrontationen zwischen Priestern und Ordnungskräften geführt. In mehreren Orten griff die Polizei ein, nachdem Anwohner illegale Messen gemeldet hatten. In der Pfarrei von San Giacomo im piemontesischen Rivarolo Canavese verstießen der Pfarrer Don Raffaele und einige Gläubige gegen das Versammlungsverbot. Nach Angaben der Tageszeitung „La Stampa“ versammelten sich neben zwei weiteren Zelebranten und mehreren Messdienern Gläubige aus dem Ort in den ersten Bankreihen. 

Teilnahme an Messen mit Geldstrafe belegt

In Scafati bei Salerno versammelten sich in der Osternacht 38 Gläubige, die gegen das Versammlungsverbot verstießen. Neben einem Ex-Stadtrat befand sich auch ein Ordnungshüter unter den Teilnehmern. Der Bürgermeister Cristoforo Salvati verurteilte das Verhalten seiner Mitbürger „kategorisch“, es sei „durch nichts zu rechtfertigen“. Die Carabinieri verhängten eine zweiwöchige, häusliche Quarantäne über die Anwesenden. In beiden Fällen erging eine Geldstrafe von 280 Euro an die Teilnehmer.

Kommunionspendung durch Videos nachgewiesen

Ein Kreuzweg in Frosinone in Latium endete ebenfalls mit einer Polizei-Intervention. Die Prozession bestand aus dem Pfarrer und sechs weiteren Personen, zu denen auch der Vizebürgermeister zählte. Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken verrieten die Versammlung. Aus Kalabrien wurden Bilder übermittelt, die auf einen Bruch des Versammlungsverbots schließen lassen: ein Video von einer Prozession zeigt mehrere Gläubige, die entweder aktiv teilnahmen oder am Straßenrand zuschauten. Ähnliche Vorfälle berichten die Orte Tufolo und Farina. Die Polizei prüft derzeit das Material. Auf Facebook kursieren Livestream-Messen, die suggerieren, dass die Kommunion an mehrere Gemeindemitglieder ausgeteilt wurde; so in Cutro, wo der Priester die Eucharistiefeier per Video übertrug, und für einige Zeit aus dem Bild verschwand. 

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Aufgrund der rigiden Vorschriften rückten die Polizei auch mehrfach wegen vermeintlicher Übertretungen aus. Im sardischen Serri ließen die Polizisten die Ostermesse gewähren, an der neben einem Priester nur der Lektor und der Ortsvorsteher teilnahmen. Ebenso entschieden die Beamten im Fall einer Kirche in Borgo bei Sanremo. Der Priester habe keine Messe gefeiert, es habe „nichts mit religiöser Funktion“ in der Kirche stattgefunden. Die anderen Kirchenbesucher hätten sich in einer ausreichenden Distanz zueinander befunden.

Sicherheitsdienst vor der Kathedrale von Frascati

Ähnliche Vorfälle gab es bereits vor dem Osterwochenende. An Palmsonntag hatte Bischof Raffaello Martinelli die Messe in Frascati zelebriert und die Kirchentüre aufgelassen. Anwohner und Polizei hatten dies als Einladung für Gläubige gedeutet. Der Bischof erklärte, er konnte die Türe nicht schließen. Seitdem patrouilliert ein Wachmann „aus Sicherheitsgründen“ vor der Kathedrale. 

 

DT/mgl

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