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Heute vor 15 Jahren: Aus Joseph Ratzinger wird Benedikt XVI.

Zu seinem 93. Geburtstag gedachte der emeritierte Papst der Corona-Opfer.
Vor 15 Jahren wurde aus Josef Kardinal Ratzinger Papst Benedikt XVI.
Foto: Daniel Karmann (dpa) | Benedikt XVI. vollendete vor wenigen Tagen sein 93. Lebensjahr. Heute vor 15 Jahren wurde aus Josef Kardinal Ratzinger Papst Benedikt XVI.

Es hatte eine gewisse Dramatik: Am 19. April des Jahres 2005 stieg über der Sixtinischen Kapelle wieder Rauch auf, es war der zweite Tag des Konklave. Zunächst grau, dann immer weißer – bis die riesige Menge auf dem Petersplatz schließlich sicher sein konnte: Die katholische Kirche hat einen neuen Papst. Kurz nach 18 Uhr setzte das Glockengeläut des Petersdoms ein, und um 18.39 landete der Nachrichtensender Phoenix seinen Coup: Aus dem Vatikan hatte jemand Moderator Stephan Kulle die SMS „Quatzinger“ aufs Handy geschickt. Noch einmal zehn Minuten sollte es dauern, bis dann der dienstälteste Kardinaldiakon, der Chilene Jorge Arturo Medina Estévez, von Loggia der Vatikanbasilika aus den Namen des Gewählten verkündete – und dessen Papstnamen gleich dazu: Benedikt XVI.

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Deutschlands „katholisches Jahr 2005“

Joseph Ratzinger war damals 78 Jahre alt. Vorgestern hat er im Klösterchen „Mater Ecclesiae“ im Vatikan seinen 93. Geburtstag verbracht. Das sind fünfzehn Jahre, eine Zeit, die für Deutschland mit dem „katholischen Jahr 2005“ begann: „Wir sind Papst“, der Weltjugendtag in Köln, die Welle der Sympathie, die dem einstigen Glaubenspräfekten plötzlich entgegenschlug, auch seitens der Medien. Nicht nur Franz Beckenbauer pilgerte nach Rom. Chefredakteure, Verleger und Moderatoren fanden sich im Verlauf der ersten Papstjahre bei Papst Benedikt ein, um den theologischen Lehrer zu hören und zu bewundern. Man hat sich in den letzten Jahren immer wieder gefragt, wie die Kirche in Deutschland mit dem Pfund umgegangen ist, plötzlich – wie vorher Polen – einen Landsmann auf dem Papstsessel sitzen zu haben. Aber auch das gesamte Pontifikat war schließlich nicht frei von Dramatik, man möchte sagen Tragik. Ausgerechnet 2010, das Jahr, das Papst Benedikt zum Priester-Jahr ausgerufen hatte, wurde zur Startphase der Missbrauchskrise, die nicht mehr wie zehn Jahre zuvor nur die Kirche in den Vereinigten Staaten erschütterte, sondern jetzt die ganze Catholica, auch den Vatikan, bis auf den heutigen Tag.

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Gänswein: Dem Jubilar geht es „gottlob gut“

Auch darüber, aber nicht nur, sondern über das ganze Leben Joseph Ratzingers hat Peter Seewald ein Buch geschrieben. „Benedikt XVI. Ein Leben“ erscheint am 4. Mai bei „Droemer Knaur“. Vorgestern schon wurde das elfhundert Seiten starke Werk dem Emeritus überreicht. Eigentlich wollte Seewald, der mit Kardinal Ratzinger schon zwei Interviewbücher veröffentlicht hatte, das persönlich tun. Doch Corona machte es unmöglich.

„Das Gebetsgedenken von Papst emeritus Benedikt XVI. erfasst alle Menschen, die durch die schreckliche Virus-Pandemie be- und getroffen sind”, teilte sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, der „Tagespost” mit. Und den Bayerischen Rundfunk ließ Gänswein wissen, dass es dem Jubilar „gottlob gut“ gehe. Er lebe „wie in einer strengen Klausur“. Benedikt XVI. konnte keine Besucher empfangen, auch Bruder Georg kam nicht nach Rom. Dafür dachten viele – nicht nur Katholiken – an den Emeritus, zum 93. Geburtstag und zum 15. Jahrestag seiner Wahl zum Nachfolger Petri.

 

DT/gho

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