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Franziskus warnt vor Populismus

Zum ersten Mal versammelten sich die Bischöfe des Mittelmeerraums in Bari. Doch am Ende sprachen nicht sie, sondern nur der Papst.
Papst Franziskus bei Mittelmeer-Konferenz
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Das Mittelmeer, so der Papst weiter, habe eine besondere Berufung: „Es ist das Meer der Vermischung der Völker, das kulturell immer offen ist für die Begegnung, den Dialog und die gegenseitige Inkulturation“.

Zum ersten Mal in der neueren Geschichte haben sich die Bischöfe des Mittelmeerraums zu einer Art kleinen Synode getroffen. Die Italienische Bischofskonferenzen hatte die Kardinäle und Bischöfe des lateinischen und der byzantinischen Riten der katholischen Kirche aus den Ländern eingeladen, die sich wie ein Kranz um die Ränder des „mare nostrum“ legen. „Das Mittelmeer – Grenze des Friedens“ lautete der Titel der Zusammenkunft in Bari.

Flüchtlingsströme und lokale Konflikte

Kardinal Gualtiero Bassetti, der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenzen, hatte in seinem Eröffnungsreferat darauf hingewiesen, dass die unsichtbaren Mauern, die die Völker des Mittelmeers voneinander trennten, Mauern der wirtschaftlichen und nationalen Interessen seien. Der Patriarch der chaldäischen Christen im Irak, Kardinal Louis Raphaël Sako aus Bagdad, nannte als einen Konfliktgrund den Kampf um den Rohstoff Erdöl. Die Folgen der militärischen Auseinandersetzungen und der entsprechenden Stellvertreterkriege im Nahen und Mittleren Osten liegen auf der Hand: Flüchtlingsströme und eine nicht abreißende Folge von lokalen Konflikten, die durch einen radikalisierten Islam nochmals befeuert werden.

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Bischöfe wie Charles Scicluna aus Malta sahen ihr Treffen in Bari deswegen als durchaus prophetisch. Es wäre schön gewesen, wenn man die Beratungen der Bischöfe hinter verschlossenen Türen hätte verfolgen und konkrete Ergebnisse, ja eine Botschaft der Kirche an die Völker des Mittelmeerraums aus Bari hätte mitnehmen können. Aber ein gemeinsames Papier, auf das sich die knapp sechzig Bischöfe verständigten, wurde nicht öffentlich gemacht, sondern am Sonntag Papst Franziskus übergeben, der erst vor der kleinen „Synode“ in der Basilika des heiligen Nikolaus sprach und dann einen Gottesdienst mit den Menschen in der Innenstadt von Bari feierte.

So war es dann der Papst, der das Treffen in Bari für eine Botschaft nutzte und ihm damit eine Außenwirkung gab. Mit seinen gewohnten kräftigen Worten geißelte Franziskus Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit und rief zur Aufnahme und Integration der Migranten auf. Man dürfe „niemals akzeptieren, dass Menschen, die ihre Hoffnung auf einen Weg über das Meer setzen, sterben, ohne Rettung zu erfahren, oder dass jemand, der aus der Ferne kommt, Opfer sexueller Ausbeutung wird, beziehungsweise unterbezahlt oder von der Mafia gedungen wird“.

Der Papst fürchtet Hassreden wie zur Zeit des Faschismus

Und der Papst wurde sehr politisch: „Mir macht es Angst, wenn ich manche Reden einiger Anführer der neuen Formen des Populismus höre, und sie lassen mich die Reden wieder hören, die in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Angst und dann Hass gesät haben.“ Wenn man die Sehnsucht nach Gemeinschaft verleugne, die im Herzen des Menschen und in der Geschichte der Völker eingeschrieben seien, „wirkt man dem Prozess zur Einheit der Menschheitsfamilie entgegen, der sich unter tausenden Widrigkeiten bereits den Weg bahnt“.

Das Mittelmeer, so der Papst weiter, habe eine besondere Berufung: „Es ist das Meer der Vermischung der Völker, das kulturell immer offen ist für die Begegnung, den Dialog und die gegenseitige Inkulturation“. Nur der Dialog erlaube es, sich zu begegnen, Vorurteile und Klischees zu überwinden, sich selbst besser kennenzulernen und von sich besser zu erzählen. „Der Dialog und jenes Wort, das ich heute gehört habe: fröhliches Miteinander.“ Es wäre sicherlich fruchtbar gewesen, zu diesen Themen auch die Stimmen der Bischöfe des Mittelmeerraums zu vernehmen.

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