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Fall Pell: Oberster Gerichtshof nimmt Berufungsantrag an

Dem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten australischen Kardinal George Pell bleibt eine letzte juristische Chance auf einen Freispruch. Die Berufungsanhörung soll im Frühjahr 2020 stattfinden.
Pell bleibt Chance auf letzte Berufung
Foto: Andy Brownbill (AP) | Im Dezember 2018 hatte eine Geschworenen-Jury Kardinal Pell für schuldig befunden, 1996 als Erzbischof von Melbourne einen 13 Jahre alten Chorknaben missbraucht und einen anderen belästigt zu haben.

Australiens oberster Gerichtshof hat den Berufungsantrag des wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Kardinals George Pell angenommen. Pell bleibt somit eine letzte juristische Chance, gegen das Urteil eines Geschworenengerichts vorzugehen, das den 78-Jährigen bereits im vergangenen Jahr für schuldig befunden hatte.

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Pell bei Bekanntgabe der Entscheidung nicht anwesend

Ein Datum für die Berufungsanhörung, die in einer außerordentlichen Sitzung vor sieben Richtern abgehalten werden soll, ist noch nicht endgültig festgelegt. Das oberste Gericht in Canberra teilte am Mittwoch aber mit, dass diese voraussichtlich im Frühjahr 2020 stattfinden wird. Medienberichten zufolge war Pell bei Bekanntgabe der Entscheidung weder im Gerichtssaal anwesend, noch per Video zugeschaltet.

Derzeit verbüßt Pell eine sechsjährige Haftstrafe. Im Dezember 2018 hatte ihn eine Geschworenen-Jury für schuldig befunden, 1996 als Erzbischof von Melbourne einen 13 Jahre alten Chorknaben missbraucht und einen anderen belästigt zu haben. Pell ist der höchstrangige katholische Geistliche, der jemals wegen Missbrauchsvorwürfen verurteilt wurde.

Erste Berufung bereits im August abgelehnt

Eine erste Berufung hatte das oberste Gericht im Bundesstaat Victoria bereits im August abgelehnt. In einem erneuten Berufungsverfahren vor dem höchsten australischen Gericht werden Pells Anwälte wohl argumentieren, dass die Mehrheit am Gericht in Victoria falsch lag, als sie das ursprüngliche Jury-Urteil als „nachvollziehbar“ bewertete, den Aussagen von Pells mutmaßlichem Opfer Glauben zu schenken.  

George Pell war ab 1987 als Weihbischof in Melbourne tätig; 1996 übernahm er das Amt des Erzbischofs der Diözese. Von 2001 bis 2014 war er Erzbischof von Sydney. Anschließend diente er unter Papst Franziskus als Leiter des Wirtschaftssekretariats des Vatikan. Aufgrund der Missbrauchsvorwürfe gegen seine Person war er bereits ab 2017 beurlaubt und ist seit Anfang 2019 offiziell aus der Funktion entlassen. Zugleich hatte der Vatikan in mehreren Stellungnahmen das Recht des Kardinals betont, alle Instanzen des Rechtsweges auszuschöpfen.

DT/mlu

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