Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop hat sich mit einem Beitrag auf dem Blog der katholisch-theologischen Fakultät Erfurt gegen einen „Retrokatholzismus“ gewandt, der angesichts der Coronakrise wieder aufträte: „Magische Restbestände und regressive Muster, die einen fatalen Trost versprechen, sind theologisch zu dekonstruieren. Weder Weihwasser noch Hostie wirken viruzid. Und nicht alles, was erlaubt ist und vor Jahrzehnten einmal gängig war, ist heute sinnvoll.“
Eine „deinstitutionalisierte und überkonfessionelle" Weise, Christ zu sein
Explizit nannte das Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Weges und des „Synodalforums Macht und Gewaltenteilung“ Einzelkommunionen außerhalb der privat zelebrierten Messe, Sakramentsprozessionen, die Marienweihen von Bistümern, Generalabsolutionen und die Gewährung von Ablässen.
Dagegen erfänden Menschen jetzt „kreativ und eigenständig neue Formen von Gebet und Solidarität, die sie untereinander und mit Gott verbinden“. Unabhängig von Konfession und Religion muteten Menschen Gott „ihre Verunsicherung, ihre Einsamkeit und ihre Toten zu“. Durch Gebet und Gottesdienst zuhause entstehe nun eine „deinstitutionalisierte und überkonfessionelle Weise, Christ*in und Kirche oder einfach ein gottgläubiger Mensch zu sein“. Knop führte weiter aus, dass Christen nicht behaupteten, dass das Leid einen Sinn hätte, aber dass sie es „in den größeren Horizont Gottes“ stellten.
Zurückhaltend, was umfassende Welterklärungen angeht
Dabei habe die Erfahrung von Natur- und menschengemachten Katastrophen die Theologie zurückhaltend werden lassen, was umfassende Welterklärungen angeht. An die Stelle ausgeklügelter Theodizee-Entwürfe sei der Verweis auf die Grenzen solcher Konstruktionen getreten. Auch die Frage, ob die Coronakrise einen ‚höheren Sinn‘ habe, müsse um Gottes und der Menschen willen offen bleiben: Theologie stehe dafür ein,“ dass die Klage angesichts hunderttausendfacher Infektionen und zigtausender Toter, die isoliert und trostlos starben, nicht verstummt“, so Knop.
DT/ska
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