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Chur: Äußerungsverbot für Weihbischof Eleganti

Nachdem er Maßnahmen zum Kampf gegen das Coronavirus kritisierte, darf sich der Churer Weihbischof Marian Eleganti nur noch nach Rücksprache öffentlich äußern. Das entscheidet Interimsverwalter Bürcher - und setzt auch den regionalen Generalvikar für die Urschweiz ab.
Der Churer Weihbischof Marian Eleganti
Foto: Archiv | Der Churer Weihbischof Marian Eleganti hatte die Maßnahmen zum Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus kritisiert.

Neuer Streit in der Schweizer Diözese Chur: Der Interimsverwalter, Bischof Pierre Bürcher, hat den regionalen Generalvikar für die Urschweiz, Martin Kopp, abgesetzt und Weihbischof Marian Eleganti öffentliche Äußerungen ohne Rücksprache mit der Diözese verboten. Anlass für die Sanktionen sind zwei unterschiedliche Vorgänge, wie das Portal kath.ch am Mittwoch berichtete.

"Wie kann ich von der Kommunion
Unheil und Ansteckung erwarten?"
Weihbischof Marian Eleganti

Kopp hatte sich öffentlich wertend zur Bischofsnachfolge in der Diözese Chur geäußert und damit gegen eine interne Regel verstoßen, wonach alle Anfragen in dieser Sache über den Medienbeauftragten laufen. Auf ihrer Website wirft die Diözese dem Generalvikar für die Urschweiz vor, in einem Interview der „NZZ am Sonntag“ ein Eingreifen des Staates bei der anstehenden Bischofswahl begrüßt zu haben. Kopp habe öffentlich eine Initiative unterstützt, die darauf abziele, die Freiheit des Papstes und des Domkapitels bei der Wahl des neuen Bischofs einzuschränken. Damit habe er das Vertrauen des Apostolischen Administrators Bürcher verloren. In der Diözese Chur gibt es drei regionale Generalvikare: je einen  für die Urschweiz, für die Region Graubünden sowie für die Kantone Zürich und Glarus.

Der Churer Weihbischof Eleganti wiederum hatte zuletzt in einem Interview des Portals kath.net die Maßnahmen der Schweizer Bischofskonferenz zur Eindämmung des Coronavirus kritisiert. Diese hatte unter anderem angeordnet, die Weihwasserbecken zu leeren und auf die Mundkommunion zu verzichten. „Wie kann ich von der Kommunion Unheil und Ansteckung erwarten?“, fragte er. Jeder Gläubige müsse selbst entscheiden dürfen, wie er den Leib Christi empfange. In dem Videobeitrag sagte der Weihbischof: „Ja, ich erwarte Wunder und rechne mit der Kraft und dem Schutz Gottes.“

Administrator Bürcher erklärte, dadurch sei unter den Gläubigen Verwirrung über die Haltung der Diözese Chur zum Coronavirus entstanden. Künftig darf sich Eleganti daher nur noch im Einvernehmen mit Bürcher und Mediensprecher Giuseppe Gracia öffentlich äußern. Eleganti habe diese Entscheidung gehorsam angenommen, teilte Bürcher mit.

Kopp: Huonder-Nachfolger alle auf sehr konservativer Linie

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Der nun abgelöste Generalvikar Kopp hatte in dem NZZ-Interview erklärt, im Moment deute vieles darauf hin, dass die möglichen Nachfolger des emeritierten Bischofs Vitus Huonder alle auf dessen sehr konservativer Linie seien. Durch Generalvikar Martin Grichting, der ebenfalls als Nachfolger gehandelt wird, werde die typisch schweizerische Kirchenverfassung infrage gestellt. Das stelle eine Gefahr für den innerkirchlichen Frieden und die Beziehung der Kirche zum Staat dar, so Kopp.

Explizit begrüßte er eine Initiative der Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr. Diese wollte dem Papst via Bundesrat einen Brief schicken, er möge dafür sorgen, dass in der Diözese Chur ein Bischof gewählt werde, der den Landeskirchen freundlich gesinnt sei. Mehrere für Kirchenfragen zuständige Regierungsräte in anderen Kantonen im Diözesangebiet von Chur lehnten ein solches Vorgehen aber ab.

Bischof Bürcher leitet die Diözese Chur als Übergangsleiter seit Mai 2019. Damals nahm der Papst den altersbedingten Rücktritt von Diözesanbischof Vitus Huonder (77) an. Bürcher führt die Diözese als sogenannter Apostolischer Administrator in direktem Auftrag des Papstes so lange, bis ein regulärer Bischof ernannt ist.

DT/KAP/KNA

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