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Bischof Bätzing: Rolle der Frau dringendste Zukunftsfrage der Kirche

Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz spricht sich für verheiratete Priester aus, fordert einen anderen Umgang der Kirche mit Homosexuellen und setzt auf einen neuen Führungsstil in der Konferenz.
Georg Bätzing (r), neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Foto: Andreas Arnold (dpa) | Kardinal Reinhard Marx (l), der alte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, und Georg Bätzing, Bischof von Limburg, der am Dienstag zum neuen Vorsitzenden der Konferenz gewählt wurde.

Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hat der Limburger Bischof Georg Bätzing in zahlreichen Interviews zu theologischen Fragen Stellung genommen und auch über seine Vorstellung gesprochen, wie er künftig die Konferenz zu leiten gedenkt.

In der ARD erklärte Bätzing am Mittwoch, er sehe die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche als wichtigste Herausforderung seiner bevorstehenden Amtszeit. „Die Thematik Frau in der Kirche ist die dringendste Zukunftsfrage, die wir haben“, hob der Limburger Oberhirte hervor. Die Kirche habe hier Nachholbedarf. Katholische Frauen warteten ungeduldig auf Fortschritte. „Wir werden nicht mehr warten können, dass Frauen zu gleichen Rechten kommen“, sagte Bätzing. Die Frage, ob Frauen auch zu Priesterinnen geweiht werden sollten, sprach er nicht an. Vor allem auf der Leitungsebene in den Bistümern müssten Frauen aber gleichberechtigt sein, so der 58-Jährige.

„Ich glaube, dass es nicht schadet, wenn Priester verheiratet sind, weil sie dann auch diese Erfahrungen einbringen können“
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Bereits am Dienstagabend hatte sich Bätzing in einem Interview mit dem ZDF für eine Lockerung des priesterlichen Zölibats ausgesprochen. „Ich glaube, dass es nicht schadet, wenn Priester verheiratet sind, weil sie dann auch diese Erfahrungen einbringen können“, betonte der Bischof im „heute-journal“. Er selbst sei schon lange der Ansicht, dass die Kirche „beide Formen“ ermöglichen solle. Gemeint war damit die Zulassung von verheiraten Männern zum Priesteramt neben der bisherigen zölibatären Lebensweise von Geistlichen. 

In einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) äußerte sich Bätzing zu seiner Vorstellung, die Bischofskonferenz zu leiten. Wörtlich sagte er: „Ich denke, der Stil des Miteinanders und des Arbeitens in der Konferenz wird sich nun etwas ändern.“ Das sei ein deutlicher Wunsch gewesen, der bereits im Vorfeld von vielen Bischöfen geäußert worden sei. „Und den kann ich gut verstehen.“ Gefragt, was genau dieser Wunsch nach Veränderung bedeute, antwortet Bätzing: „Ich glaube, es könnte uns helfen, wenn wir Vorsitz und Moderation in der Bischofskonferenz aufspalten. So können wir inhaltliche Äußerungen auf der einen und das Zusammenhalten der Konferenz auf der anderen Seite voneinander trennen.“

Orientierungswissen statt ewige Verbotsmoral

Mit seiner Wahl zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz ist Bätzing automatisch auch Mitglied Präsidium des Synodalen Wegs. Sein positiver Blick auf den Synodalen Weg werde sich nicht verändern, versicherte der Bischof gegenüber der KNA. Er halte den Synodalen Weg für eine große Chance des Zusammenwirkens und des miteinander Übens, wie man synodal auf dem Weg sein könne. „Das will der Papst von uns.“ 

Ob er auch weiter den Vorsitz im Forum zum Thema Sexualmoral inne haben werden, sei noch ungewiss. Das müsse er mit der Co-Vorsitzenden Birgit Mock und den anderen Mitgliedern besprechen, meinte der Bischof. „Es ist jetzt alles noch sehr frisch. Wir müssen in das Statut schauen, ob es Festlegungen gibt, und dann überlegen, was klug, vernünftig und der Sache angemessen ist.“ 

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Danach gefragt, welchen Spielraum er in der katholischen Sexualmoral für Homosexualität oder Sexualität vor der Ehe sehe, sagte Bätzing: „In unserem Papier, das wir bei der Synodalversammlung vorgelegt haben, sehen wir durch die ,Theologie des Leibes' von Johannes Paul II. bereits Veränderungen. Die Enzyklika ,Amoris laetitia’ hat dann die Tür noch einmal weit geöffnet. Das heißt für mich: Es gibt Spielraum und Öffnungen in der Lehre. Wir müssen nun schauen, wie wir diese Lehre in ihrer Substanz so formulieren können, dass sie wirklich noch einmal zu einem Orientierungswissen für Menschen und nicht als diese ewige Verbotsmoral wahrgenommen wird. Und das betrifft auch den Umgang mit Homosexuellen und ihre Lebensweise. Da muss sich etwas ändern.“

DT

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