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Georg Bätzing: Wofür steht der Bischof nach der Ära Marx?

Die Mehrheit der Bischöfe will den eingeschlagenen Kurs fortsetzen: Der neue Vorsitzende Bischof Georg Bätzing steht für inhaltliche Kontinuität zur Ära Marx.
Bischof Georg Bätzing: Neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz gewählt
Foto: Andreas Arnold (dpa) | Der neue Vorsitzende sprach in der ersten Pressekonferenz Klartext: Bischof Bätzing legte ein Treueversprechen zum Synodalen Weg ab, an dessen Ausrichtung er festhalten will.

Vier Wahlgänge brauchten die deutschen Bischöfe, bis der Nachfolger von Kardinal Marx feststand. Nicht zum Zug kam der Vorschlag des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Er hatte sich dafür ausgesprochen, das Amt des Vorsitzenden künftig über ein Rotationsverfahren unter den Erzbischöfen zu vergeben und die Amtszeit auf drei Jahre zu begrenzen.

Der neue Vorsitzende sprach in der ersten Pressekonferenz Klartext: Bischof Bätzing legte ein Treueversprechen zum Synodalen Weg ab, an dessen Ausrichtung er festhalten will. Mit einem geistlichen oder theologischen Kurswechsel der Konferenz rechnet daher niemand. Unterschiede zur Ära Marx werden lediglich im Führungsstil erwartet. Bätzing bezeichnet sich selbst als wenig "kurienaffin" und deutete an, er werde manche mit dem Amt des Vorsitzenden verbundene Aufgabe delegieren. Vieles spricht dafür, dass der Nachfolger von Kardinal Marx zur Beziehungspflege mit Rom neben Marx auch den Münsteraner Bischof Felix Genn einbinden wird. Dieser gehört der römischen Bischofskongregation an.

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Bätzing spricht auch traditionsverbundene Katholiken an

Auch der in der Ära Marx eingerissene raue Ton könnte sich ändern. Der Limburger Bischof spricht punktuell auch traditionsverbundene Katholiken an, man schaue in seine Arbeit "Die Eucharistie als Opfer der Kirche nach Hans Urs von Balthasar" oder in seinen aktuellen Fastenhirtenbrief über das Gebet.
Angesprochen auf das nachsynodale päpstliche Schreiben "Querida Amazonia" verwarf Bätzing die Sichtweise, damit seien Fragen nach Lockerung des Zölibats und Zulassung von Frauen zu Weiheämtern endgültig vom Tisch. Dass der Papst die Agenda des Synodalen Wegs in seinem Schreiben nicht angesprochen habe, heiße nicht, dass die Synode keine Vorschläge machen könne, so Bätzing. Nun soll weiterdiskutiert werden. Als Ermutigung für den Synodalen Weg fasst er die Ausführungen des Papstes zur Inkulturation.

Qua Amt ist der neue Vorsitzende auf die Trias Ökumene, Synodaler Weg und neue Lebensformen ausgerichtet: Er gehört dem Präsidium des 3. Ökumenischen Kirchentags an, der 2021 in der größten Stadt seines Bistums   Frankfurt - stattfindet. Gemeinsam mit Birgit Mock, der familienpolitischen Sprecherin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes leitet er das Forum "Leben in gelingenden Beziehungen   Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" im Rahmen des Synodalen Wegs.

Marx sieht Chance, die Ökumene zu positionieren

Marx sieht in Bätzings Wahl eine Chance, die Ökumene zu positionieren.  Der neue Vorsitzende amtet als katholischer Bischöflicher Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. Dessen theologisch umstrittenes Votum für die Interkommunion verteidigte Bätzing und empfahl, die Diskussion "auf die Ebene einer lehramtlichen Rezeption, also einer Annahme durch das Lehramt der katholischen Kirche" zu heben.
Entgegen der landläufigen Vorstellung, der Limburger Bischof habe von seinem Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst lediglich einen Trümmerhaufen geerbt, hat Bätzing trotz etlicher Schwierigkeiten in Limburg ein wertvolles Teilerbe angetreten: Die unter Tebartz-van Elst eingeleitete Pfarreireform gilt als gelungen. Zudem konnte Bischof Bätzing in den letzten Jahren ansehnliche Anzahl Neupriester weihen, die in der Amtszeit seines Vorgängers den Weg zum Priestertum eingeschlagen hatten.

Von diözesaner Seite aus hat der Vorsitzende relativ viel Beinfreiheit, um sich seiner neuen Aufgabe zu widmen. Diese beginnen mit der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden DBK-Sekretär Pater Hans Langendörfer SJ. Dieser hatte kurz vor Auftakt der Frühjahrsvollversammlung seinen Rückzug angekündigt, bleibt auf Beschluss der Bischöfe jedoch bis Ende des Jahres im Amt.

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Feuerprobe: Entschädigung von Missbrauchsopfern

Eine Feuerprobe erwartet den Nachfolger von Kardinal Marx schon in Kürze: Die deutschen Bischöfe wollen in diesen Tagen ihre Entscheidung zur Höhe der Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer bekannt geben. Im Vorfeld der Frühjahrsvollversammlung hatte  der stellvertretende Vorsitzende, Bischof Franz-Josef Bode, Erwartungen gedämpft. Es könne auf ein System hinauslaufen, bei dem es um Summen gehe, die sich mehr am staatlichen Rechtssystem und dort üblichen Entschädigungszahlungen orientieren, sagte Bode nach Angaben des Kölner "domradio". Er selbst favorisiere ein Modell, bei dem ein Gremium auf Bundesebene einheitliche Beträge für Opfer gestaffelt nach Schweregraden festlegt.

Im Herbst 2019 hatte eine von der deutschen Bischöfe eingesetzte unabhängige Arbeitsgruppe zwei Modelle vorgeschlagen: pro Opfer eine Pauschale von gut 300.000 Euro oder 40.000 bis 400.000 Euro je nach Schwere des Falls. Inzwischen ist von Zahlungen in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrags die Rede. Bodes Darstellung zufolge sollen die Beträge dann vom jeweiligen Bistum ausgezahlt werden, in dem der Fall angesiedelt ist. Wichtig sei, dass die Opfer identische Summen erhielten und reiche Bistümer nicht mehr zahlten als ärmere.

Dieser Vorschlag wäre kaum ohne Transferzahlungen innerhalb der Diözesen umsetzbar und überraschte Bistumsleitungen, die ihre Hausaufgaben bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gemacht haben. Die Vermittlungskunst des Vorsitzenden wird insbesondere gegenüber den Opferverbänden gefragt sein. Inzwischen ist von Entschädigungszahlungen in maximal fünfstelliger Höhe die Rede. Viele Opfer werden sich damit nicht klaglos zufriedengeben.

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