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Benedikt XVI. weist Spekulationen aus ZDF-Sendung zurück

Nach Auskunft des emeritierten Papstes hat es kein Treffen mit Missbrauchspriester H. gegeben. Frontal21 hatte über Verbindung Ratzingers zu einem verurteilten Priester berichtet. Doch die Recherchen blieben spekulativ und ohne Beleg.
Papst Benedikt dementiert ZDF-Bericht
Foto: Michael Kappeler (dpa) | Auf Anfrage der Tagespost weist der emeritierte Papst einen ZDF-Bericht zurückgewiesen, wonach er im Jahr 2000 einen Priester getroffen haben soll, der mehrfach Jungen sexuellen missbrauch hat.

Der emeritierte Papst hat einen ZDF-Bericht zurückgewiesen, wonach er im Jahr 2000 einen Priester getroffen haben soll, der mehrfach Jungen sexuell missbrauch hat. Gegenüber der Tagespost ließ Benedikt am Mittwoch erklären, dass er den Münchner Weihbischof Heinrich von Soden-Fraunhofen besucht habe. Bei dieser Gelegenheit habe es aber weder eine Begegnung mit dem Priester H. noch ein Gespräch mit ihm gegeben.

Hintergrund dieser Klarstellung ist ein Bericht der ZDF-Sendung Frontal21, die am Dienstagabend ausgestrahlt wurde. In diesem Bericht ging es um neue Recherchen der Fernsehredaktion Frontal21 und des Recherchezentrums Correctiv zum Fall des Priester H. und die Frage nach der Verantwortung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising und danach. Die Recherchen befassten sich mit den Verbindungen zwischen Ratzinger und dem als Pfarrer H. bezeichneten Missbrauchstäter. Laut Frontal21 sollen diese enger gewesen sein als bisher bekannt. Doch dieses Rechercheergebnis erwies sich als spekulativ. Belege gab es keine.

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Was genau wusste Ratzinger vom Fall des Pfarrers H.?

Bereits 2010 hatte der Fall des Pfarrers H. für maximales Aufsehen gesorgt. Damals hatten Medien international darüber berichtet, dass Priester H., der Ende der 1970er Jahre als Kaplan in Bottrop mehrere Jungen sexuell missbraucht hatte, 1980 nach München versetzt worden war, um sich dort einer Therapie zu unterziehen. Zu dieser Zeit war Joseph Ratzinger Erzbischof von München und Freising. In München wurde H. dann schon nach kurzer Zeit wieder in der Seelsorge eingesetzt. Was genau wusste Ratzinger davon? Wer trug die Verantwortung dafür? Die Frage trieb damals wie heute nicht nur Journalisten um.

„Aus der Aktenlage geht nicht hervor, wie intensiv sich der damalige Erzbischof Joseph Ratzinger mit dem Fall H. beschäftigt hat“, teilte das Erzbistum München und Freising gegenüber Frontal21 mit, räumte aber schwere Fehler im Umgang mit Pfarrer H. ein. Mehr ist von Seiten des Erzbistums zu den damaligen Vorgängen nicht zu erfahren. Eine weitergehende Kommentierung der Berichterstattung von Frontal21 gebe es nicht, sagte ein Sprecher des Erzbistums am Mittwoch dieser Zeitung.

Über Jahrzehnte war H. an unterschiedliche Orten im Erzbistum München in der Seelsorge tätig. Daran änderte auch ein erneuter sexueller Missbrauch nichts, für den er 1986 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Erst 2010 wurde H. vom Priesteramt suspendiert. Davor hatte es erneut Vorwürfe wegen übergriffigen Verhaltens gegenüber Minderjährigen gegeben.

Weitere Hintergründe zu Benedikt XVI. und dem Fall des Priesters H. erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost".

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Redaktion Erzbischöfe Erzbistum München und Freising Matthias Heinrich Pfarrer und Pastoren Päpste

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