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Antworten aus der Theologie Joseph Ratzingers

In seinem Brief an die deutschen Katholiken betont Papst Franziskus die Bedeutung der Evangelisierung. Der Theologe Christoph Ohly sieht dafür gerade in der Theologie Joseph Ratzingers wichtige Impulse.
Der Papst besucht seinen Vorgänger
Foto: (Vatican Media) | Papst Franziskus besucht den emeritierten Papst Benedikt XVI. in dessen Altersruhesitz.

In seinem Schreiben an die Kirche in Deutschland hat Papst Franziskus die Evangelisierung als wichtigsten Punkt für die geistliche Erneuerung hervorgehoben. Christoph Ohly, Trierer Kirchenrechtler und Sprecher des Neuen Schülerkreises von Papst Benedikt XVI., geht der Frage nach, welche Impulse die Theologie Joseph Ratzingers für diese Aufgabe bietet.

Kritikern, die den Begriff „Evangelisierung“ als unangemessen in einer Welt des religiösen Dialogs einordnen, da er einen zu überwindenden Missionsanspruch der Kirche kennzeichne, hält Ohly entgegen: Verweigert sich nicht vielmehr derjenige, der so denkt, dem Auftrag Jesu an seine Jünger, in die Welt zu gehen, das Evangelium zu verkünden und ihm die Menschen in der freien Annahme des Glaubens und der Taufe zuzuführen? Auftrag und Infragestellung fordern aus seiner Sicht eine Klärung des Begriffs.

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Am Anfang steht die Gnade Gottes

„Evangelium“ und „evangelisieren“ gehörten nach Darstellung des Kirchenrechtlers für Joseph Ratzinger eng zusammen und erhielten vom Wirken Jesu Christi her ihren charakteristischen Sinn. Mit Jesus Christus sei diese Botschaft aber nicht einfach als Übermittlung von lebensrelevanten  Informationen zu uns gekommen. Der erste Schritt, mit dem man zum Glauben kommt, sei eine Gabe Gottes und ein Akt der Gnade ist, die wirkt und den Menschen bis ins Innerste verwandelt, zitiert er Benedikt XVI. Dieser habe auf das Beispiel der Lydia in Philippi verwiesen, deren Herz Gott für die Verkündigung des Paulus öffnete. Daran werde deutlich, dass die bloße Kenntnis von Glaubensinhalten nicht genüge.

Für Joseph Ratzinger sei der persönliche Glaubensakt jedoch untrennbar verbunden mit dem Glauben der Kirche als „Wegweisung zu dem, was gilt“. Maßstab der Evangelisierung ist, „was die Gesamtkirche, die Kirche aller Zeiten gemeinsam bezeugt. Der Glaubensakt sei nicht trennbar vom Glaubensinhalt, der durch das kirchliche Glaubensbekenntnis authentisch bezeugt und durch das kirchliche Lehramt bewahrt bleibt. Der persönliche Glaubensvollzug fordere daher die wachsende Kenntnis dessen, was der Glaube in seinem Inneren aussage.

Wörtlich schreibt Ohly: "Dafür sind heute mehr denn je die Katechese und der Katechismus als Lernort und Lerninstrument unverzichtbar. Evangelisierung umschließt in diesem Sinne zuerst die Selbstevangelisierung im Glaubensakt als Christusfreundschaft und die persönliche Glaubensschule als beständiger Einstieg in die Zusammenhänge der Glaubensinhalte."

DT/reg

Den vollständige Gastbeitrag von Christoph Ohly lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost".

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