Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Vatikan

Zu Besuch bei „kleinen Prinzen“

Papst Franziskus im Kinderheim „El Principito“ in Puerto Maldonado: „Es freut mich zu sehen, dass ihr ein Heim habt, wo ihr aufgehoben seid, wo man euch mit Zuneigung und Freundschaft hilft zu entdecken, dass Gott euch die Hände entgegenstreckt und euch Träume ins Herz legt.“
Papstbesuch in Peru
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Papst Franziskus hält am 19.01.2017 im Kinderheim «Der kleine Prinz» in Puerto Maldonado (Peru) einen Pfeil in seiner Hand, der ihm in einer symbolischen Geste von Ureinwohner Perus überreicht wurde.

Liebe Brüder und Schwestern,
liebe Jungen und Mädchen,

vielen Dank für diesen feinen Empfang und die Willkommensworte. Euch tanzen zu sehen, erfüllt mich mit Freude.

Ich konnte von Puerto Maldonado nicht fortgehen, ohne euch besuchen zu kommen. Ihr habt euch aus verschiedenen Unterkünften in diesem schönen Heim „Der kleine Prinz“ versammeln wollen. Danke für die Bemühungen, die ihr angestellt habt, damit ich heute hier sein kann.

Wir haben gerade Weihnachten gefeiert. Das Herz wurde durch das Bild des Jesuskindes von Zärtlichkeit gerührt. Es ist unser Schatz und ihr Kinder seid sein Widerschein und auch ihr seid unser aller Schatz, der wertvollste Schatz, den wir zu hüten haben. Vergebt die Male, in denen wir Großen es nicht tun oder euch nicht die Bedeutung beimessen, die ihr verdient. Euer Blick, euer Leben verlangen immer einen größeren Einsatz und Arbeit, damit wir für die vielen anderen notleidenden Kinder nicht blind oder gleichgültig werden. Ihr seid zweifelsohne der wertvollste Schatz, den wir zu hüten haben.

Liebe Kinder des Heims „Der kleine Prinz“ und liebe Jugendliche der anderen Heime, ich weiß, dass einige von euch zuweilen in der Nacht traurig sind. Ich weiß, dass euch Vater oder Mutter fehlen, die nicht da sind, und ich weiß auch, dass es Wunden gibt, die sehr wehtun. Dirsey, du warst tapfer und hast es uns mitgeteilt. Und du hast mir gesagt, dass »meine Botschaft ein Licht der Hoffnung sein möge«. Aber lass mich dir noch etwas Anderes sagen: dein Leben, deine und eure Worte sind ein Licht der Hoffnung. Ich will euch für euer Zeugnis danken. Danke dafür, dass ihr Licht der Hoffnung für uns alle seid.

Es freut mich zu sehen, dass ihr ein Heim habt, wo ihr aufgehoben seid, wo man euch mit Zuneigung und Freundschaft hilft zu entdecken, dass Gott euch die Hände entgegenstreckt und euch Träume ins Herz legt.
Welch gutes Zeugnis von euch jungen Menschen, die ihr diesen Weg durchschritten habt, die ihr gestern in diesem Haus mit Liebe erfüllt wurdet und heute eure eigene Zukunft gestalten könnt! Ihr seid für uns alle das Zeichen der unermesslichen Möglichkeiten, die jeder Person innewohnen. Für diese Jungen und Mädchen seid ihr das beste Beispiel, dem sie folgen können, die Hoffnung dessen, wozu auch sie im Stande sein werden. Wir alle benötigen Vorbilder, denen wir folgen können; die Kinder müssen nach vorne schauen und positiven Vorbildern begegnen können: »Ich will wie dieser oder diese sein«, hören sie und sagen sie. All das, was ihr jungen Menschen tun könnt, wie mit ihnen zusammen zu sein, zu spielen, Zeit zu verbringen, ist wichtig. Seid für sie, wie es der kleine Prinz sagte, die kleinen Sterne, die in der Nacht leuchten.[1]

Einige von euch jungen Menschen, die uns begleiten, kommen aus den indigenen Gemeinschaften. Mit Traurigkeit betrachtet ihr die Zerstörung der Wälder. Eure Großeltern haben euch gelehrt, sie zu entdecken, in ihnen fanden sie ihre Ernährung und die Medizin, die sie heilte. Heute sind sie durch den Rausch eines falsch verstandenen Fortschritts verwüstet. Die Flüsse, an denen ihr gespielt habt und euch zu essen gaben, sind heute verschmutzt, verunreinigt, tot. Ihr jungen Leute, findet euch nicht mit dem ab, was gerade geschieht. Verzichtet nicht auf das Erbe eurer Großeltern, verzichtet nicht auf euer Leben und eure Träume. Ich möchte euch gerne ermutigen zu studieren; qualifiziert euch, nutzt die Gelegenheit, die ihr habt, um euch zu bilden. Die Welt braucht euch junge Menschen aus den angestammten Völkern, und sie braucht euch so, wie ihr seid. Findet euch nicht damit ab, das Schlusslicht der Gesellschaft zu sein, das nur als Anhängsel mitgezogen wird. Wir brauchen euch als Motor, der antreibt. Hört euren Großeltern zu, schätzt eure Traditionen, haltet eure Neugierde nicht zurück. Sucht eure Wurzeln und öffnet zugleich eure Augen für das Neue, ja … und zieht eure eigene Schlussfolgerung. Gebt das der Welt zurück, was ihr lernt, weil die Welt Originale braucht, wie sie wirklich sind, und nicht Kopien. Wir brauchen euch als authentische junge Menschen, die stolz darauf sind, zu den Amazonas-Völkern zu gehören und die der Menschheit eine wirkliche Lebensalternative bieten. Freunde, unsere Gesellschaften bedürfen oftmals der Kurskorrektur und ihr, die jungen Menschen der angestammten Völker, da bin ich sicher, könnt bei dieser Herausforderung sehr viel helfen, vor allem, indem ihr uns einen Lebensstil lehrt, der auf der Pflege und nicht der Zerstörung all dessen gründet, was sich unserer Habgier widersetzt.

Ich möchte Pater Xavier danken, den Ordensleuten, den Laienmissionarinnen, die eine wunderbare Arbeit tun und all den Wohltätern, die diese Familie bilden, den Freiwilligen, die ihre Zeit ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen, was wie erfrischender Balsam in den Wunden ist. Auch möchte ich denjenigen danken, die die jungen Menschen in ihrer Identifikation mit Amazonien bestärken, und ihnen helfen, eine bessere Zukunft für ihre Gemeinschaften und für den ganzen Planeten zu schmieden.

Kinder, bitten wir Gott, dass er uns den Segen gebe.

Der Herr segne euch und behüte euch; er lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig; er wende euch sein Antlitz zu und schenke euch seinen Frieden! Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen. (vgl. Num 6,24-26; Segen im Jahreskreis I)
Ich bitte um den Gefallen, für mich zu beten, und danke, dass ihr die kleinen Sterne seid, die in der Nacht leuchten.
_______________________
[1] Vgl. Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz, XXIV; XXVI.

© Copyright - Libreria Editrice Vaticana

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Antoine de Saint-Exupéry Gott Papst Franziskus Papst-Ansprachen

Weitere Artikel

Heute schon ein Kinderbuch gekauft? Was von der neuen BBC-Kinderbuchliste zu halten ist.
24.07.2023, 11 Uhr
Cornelia Huber

Kirche

Über den Teufel wird in Kirchenkreisen nur ungern gesprochen. Doch wo der christliche Glaube schwindet, wächst das Grauen.
13.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig