Er ist ein dunkler Fleck auf der Weste des Vatikans: der Fall McCarrick. Und gerade in einer Zeit, in der man hinter den heiligen Mauern Wert darauf legt, dass in Sachen Missbrauch und sexueller Nötigung die Zeiten des Vertuschens und der stillen Mitwisserschaft in der Hierarchie endgültig vorbei sind – nichts Anderes wollte der Kinderschutzgipfel im Vatikan im Februar erreichen ¬, müssen Papst und Kurie peinlich genau darauf achten, selber glaubwürdig zu sein und zu bleiben.
Papst Franziskus: "Von McCarrick wusste ich nichts"
Als Franziskus vor einer Woche im Interview mit dem mexikanischen Sender „Televisa“ gefragt wurde, was er von den Vergehen des inzwischen laisierten Ex-Kardinals gewusst habe, antwortete er: „Von McCarrick wusste ich nichts, natürlich, nichts. Ich habe es verschiedene Male gesagt, ich wusste nichts, ich hatte davon keine Ahnung.“ Dann sagte der Papst weiter – und diesen Satz unterschlug der Onlinedienst „VaticanNews“ bei der ersten Veröffentlichung des Fernsehinterviews mit „Televisa“ auf Italienisch: „Und wenn er (Vigano) sagt, er habe mit mir an jedem Tag gesprochen, dass er gekommen sei ... und ich erinnere mich nicht mehr, ob er mit mir auch darüber gesprochen hat, ob es wahr ist oder nicht. Ich habe keine Ahnung.“ Den letzten Satz des Papstes hat „VaticanNews“ wiederum auch in der ersten Fassung gebracht: „Ihr wisst, dass ich von Mc Carrick nichts wusste, sonst hätte ich nicht geschwiegen.“
DT/jobo
Was der ehemalige Nuntius und Papstankläger Carlo Maria Vigano dazu sagt und welche neuen Vorwürfe er erhebt, erfahren sie in der Analyse von Guido Horst – auf Seite 1 der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 6. Juni 2019.