Die Totenruhe des Herrn währt in der Jerusalemer Grabeskirche nur kurz: Um halb acht am Karsamstagmorgen feiert der Lateinische Patriarch die Osternacht. Mit dem jubelnden Auferstehungshalleluja werden die Gläubigen in den hellen Samstag entlassen, während der Rest der katholischen Kirche noch fastet. An dieser liturgischen Anomalie wird sich so schnell aber nichts ändern. Der Grund: In der Grabeskirche gilt der Status quo von 1852. Damals feierten die Katholiken die Ostervigil noch am Morgen des Karsamstag, wohin sie im Laufe der Zeit gewandert war. Die Karwochenreform Papst Pius XII. von 1955, die sie wieder in die Nacht verlegte, kam schlicht hundert Jahre zu spät.
Waffenstillstand am Grabe des Herrn
In der Jerusalemer Grabeskirche herrscht ein empfindliches Ökosystem. Von Oliver Maksan