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Vor Amazonas-Synode: Misereor-Chef warnt vor Zerstörung der Region

Im Oktober lädt Papst Franziskus zur Amazonas-Synode in den Vatikan. Im Rahmen eines Vorbereitungstreffen spricht Misereor-Chef Pirmin Spiegel über die Herausforderungen für die Kirche im Umgang mit der Natur und den Indigenen.
Abholzung des Regenwaldes in Brasilien
Foto: epa efe Marcelo Sayao (EFE) | Wenn 25 Prozent des Regenwaldes abgeholzt sind, sei ein sogenannter "Kipp-Punkt" erreicht, der irreversible Schäden nach sich ziehe, warnt Pirmin Spiegel.

Der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks „Misereor“, Pirmin Spiegel“, warnt davor, die „grüne Lunge“ Amazonien zu zerstören. Dies werde weitreichende Folgen für das menschliche Leben auf der ganzen Welt haben. Im Gespräch mit der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA) meint der Chef der Entwicklungshilfe-Organisation, dass Amazonien aufgrund seines enormen Rohstoff- und Artenreichtums sowie der Weisheit der dort lebenden Menschen für den Planten von „ungeheurer Bedeutung“ sei.

Schon jetzt sind knapp zehn Prozent des Amazonas-Urwaldes abgeholzt

Im Oktober lädt Papst Franziskus zur Amazonas-Synode in den Vatikan, unter anderem auch, um über den Schutz der Region und der dortigen Bevölkerung zu sprechen. Jüngst fand in Washington, D.C. bereits ein hochrangig besetztes Vorbereitungstreffen statt, an dem auch Spiegel teilnahm. Der Misereor-Chef erinnert daran, dass schon jetzt knapp zehn Prozent des Amazonas-Urwaldes abgeholzt seien. „Bei 25 Prozent sprechen die Wissenschaftler von einem Kipp-Punkt, der irreversible Schäden nach sich zieht.“

Der Kirche bereite diese Entwicklung sorge, so Spiegel. „Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie Kirche mit den Menschen aussehen kann, die am Amazonas leben: an der Seite der Indigenen, der Kleinbauern, der Fischer.“ Bisher sei auf Amazonien ein „europäisches Modell“ von Kirche übertragen worden, das jedoch kein Gesicht Amazoniens aufgewiesen habe. Damit komme man nicht weiter, weil sich die indigenen Völker darin nicht wiederfänden.

Kirche muss den Atem der Indigenen atmen

Stattdessen fordert Spiegel, der selbst mehrere Jahre als Pfarrer im Nordosten Brasiliens tätig war, eine Kirche, die den Atem der Indigenen atme. „Die ihre Kultur und ihre Lebenserfahrungen mit aufnimmt. Kirche muss anders gedacht werden.“ In Washington hätten die vertretenen Indigenen klare Erwartungen an die Kirche geäußert.

Ein wichtiges Stichwort sei „Dezentralisierung“. Seine Pfarrei in Brasilien habe damals 67 Gemeinden umfasst, mit Entfernungen von hundert Kilometern. „In Amazonien ist das noch viel extremer. Die großen geographischen und kulturellen Distanzen haben große pastorale Distanzen zur Folge.“ Ob daraus auch andere Ministerien und Zugänge zu Ämtern folgen, inklusive Priesterweihe, werde sich zeigen, so Spiegel. „Zuallererst geht es darum, die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu verstehen.“

DT/mlu

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