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Verena von Zurzach

Der heilige Verena von Zurzach. Von Claudia Kock
Heilige Verena von Zurzach

In der Verenaschlucht am Fuß des schweizerischen Juragebirges gibt es eine Klause, die seit vielen Jahrhunderten von einem Einsiedler oder einer Einsiedlerin bewohnt wird, unterhalten von der Stadt Solothurn. Seit dem 1. Oktober 2016 lebt in der traditionsreichen Einsiedelei Bruder Michael Daum, ein aus Deutschland stammender ehemaliger Polizist.

Der erste „Waldbruder“ in der Verenaschlucht ist für das Jahr 1442 historisch belegt, die Tradition reicht jedoch viel länger zurück: bis zum Beginn des vierten Jahrhunderts, als der Überlieferung zufolge die heilige Verena hier in einer Höhle lebte.

Die Verehrung der heiligen Verena ist vor allem in der Schweiz weit verbreitet. Über ihrem Grab im heutigen Bad Zurzach im Kanton Aargau – ursprünglich ein Gräberfeld bei einem römischen Kastell – wurde im Jahr Tausend mit dem Bau des Verenamünsters begonnen, in dem bis heute eine Armreliquie der Heiligen aufbewahrt wird.

Die junge Frau auf der Grabplatte

Die Grabplatte ihres Sarkophags, die im Jahr 1613 gefertigt wurde, zeigt eine junge Frau mit offenem Haar und Schleier. Sie hält in der rechten Hand einen Wasserkrug und in der linken einen Doppelkamm.

Beide Attribute verweisen auf ihre Werke der Nächstenliebe: Oft suchte sie die Aussätzigen vor den Toren der Stadt auf, um sie zu waschen. Der Kamm diente dabei, wie es in der Antike üblich war, nicht nur zum Kämmen der Haare, sondern auch zur Reinigung der Haut.

Die erste Verena-Vita wurde im Jahr 888 vom Benediktinerabt Hatto von Reichenau verfasst, später Erzbischof von Mainz, eine zweite folgte im Jahr 1005.

Die heilige Verena und ihr Weg in die Schweiz

Obwohl beide Viten stark mit legendären Elementen durchzogen sind – durch die jahrhundertelange mündliche Überlieferung wurde das Leben der Heiligen mit immer mehr Wundergeschichten ausgeschmückt –, gibt es einige Punkte, die sich historisch nachvollziehen lassen und ein lebendiges Bild dieser außergewöhnlichen Heiligen aus der Frühzeit des Christentums vermitteln.

Verena stammte nicht aus der Schweiz, sondern aus dem weit entfernten Theben in Ägypten. Hier wurde sie getauft und verliebte sich in einen jungen Christen, der der römischen Legion angehörte. Als die Legion um das Jahr 300 von Kaiser Maximilian nach Gallien beordert wurde, schloss Verena sich dem Tross an, der mit den Soldaten zog.

In Acauno, dem heutigen Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis, wurde die Legion stationiert und vom Kaiser aufgefordert, den römischen Göttern ein Opfer darzubringen. Da die gesamte Thebäische Legion jedoch aus Christen bestand, weigerten sich die Soldaten und wurden, da der Kaiser dies als mangelnde Loyalität auslegte, allesamt hingerichtet.

Ein Leben als Asketin

Daraufhin beschloss Verena, künftig als Asketin zu leben. Sie zog durch die Schweiz. In der später nach ihr benannten Schlucht bei Solothurn scharte sie junge Mädchen um sich und unterwies sie im Glauben und im tugendhaften Leben. Da sie außerdem viele Wunderheilungen vollbrachte, kamen immer mehr Menschen, um sie aufzusuchen. Das missfiel dem heidnischen Stadtpräfekten: Er ließ die Ägypterin festnehmen und wollte sie hinrichten lassen. Als er selbst aber von einer schweren Krankheit befallen wurde, heilte Verena auch ihn. Der Stadtpräfekt begnadigte sie, verwies sie jedoch des Ortes. Von Gott geführt ließ Verena sich schließlich im damaligen Tenedo, dem heutigen Bad Zurzach, nieder, wo sie bis an ihr Lebensende blieb.

Der Wallfahrtsort an ihrem Grab

Archäologische Funde belegen, dass Verenas Grab schon im fünften Jahrhundert ein Wallfahrtsort war. Seit dem zwölften Jahrhundert findet man die Heilige auf Kirchenfenstern und anderen christlichen Kunstwerken. 1983 widmete die bekannte Kirchenlieddichterin Maria Luise Thurmaier Verena einen eigenen Hymnus, in dem es heißt: „Vom Morgenlande kamst du her,/ Verena, Frau aus Theben./ Trugst Christi Liebe über's Meer,/ ein Zeugnis uns zu geben./ Heut' die Gemeinde auf dich schaut,/ sich der Patronin anvertraut./ Heil'ge Verena, bitt' für uns.“

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