Die große Missbrauchskrise der katholischen Kirche in Deutschland hat ihren Ursprung im Jahr 2010. Damals wurden die Taten am Berliner Canisius-Kolleg bekannt. In den 1970er und 1980er Jahren waren Schüler des Jesuitengymnasiums Opfer von Misshandlungen und sexuellem Missbrauch geworden. Jahrzehnte später machte der damalige Schulleiter das Wissen um die Taten öffentlich.
Neuneinhalb Jahre später sind die Taten wieder aktuell. Erst im vergangenen Dezember hatte das Kirchengericht des Erzbistums Berlin ein bedeutendes Urteil über einen der Haupttäter, Peter R., gesprochen. Nun bestätigte der Vatikan die Entscheidung mitsamt der verhängten Höchststrafe.
Urteil ruft gravierende Fehler in Erinnerung
Von Seiten der Opfer wie der Kirche wurde die Entscheidung mit Erleichterung aufgenommen. Immerhin hatten viele Betroffene jahrelang darauf gewartet. Das vorläufig letzte Kapitel der Causa Peter R. ruft jedoch erneut in Erinnerung, was in den zurückliegenden Jahrzehnten falsch gelaufen ist. Bis in die jüngste Vergangenheit haben Verantwortliche im Umgang mit Tätern und Opfern des Missbrauchs teils gravierende Fehler gemacht.
Der Jesuitenorden, dem Peter R. lange angehörte, sieht in dem Fall eine „bleibende Verpflichtung, in Sachen Prävention, Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauch besser zu werden. In seiner Stellungnahme machte Provinzial Johannes Siebner zudem keinen Hehl aus seiner Scham.
Neues Institut zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise
Unterdessen schreiten die deutschen Bischöfe auf ihrem Weg zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise weiter voran. Am Montag verkündeten sie dabei einen wichtigen Schritt: In einem neuen Institut sollen Fachleute den bundesweiten Kampf gegen sexuellen Missbrauch unterstützen.
DT/kim
Warum der Fall Peter R. auch über Jesuitenorden, Erzbistum Berlin und Bistum Hildesheim hinaus als Negativbeispiel in Erinnerung bleibt, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 29. Mai 2019.