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US-Missbrauchsbericht: Namen von 11 Priestern bleiben geschwärzt

Das Verfassungsrecht auf einen fairen Prozess sowie auf den Schutz des guten Rufes einer jeden Person sei höher zu bewerten als die Forderung nach Offenlegung der Täter, urteilt das Oberste Gericht Pennsylvanias.
USA: Namen von beschuldigten Priestern bleiben geschwärzt
Foto: Shelby Lum (Richmond Times-Dispatch/AP) | „Wir räumen ein, dass dieses Urteil für die Öffentlichkeit und die in dem Bericht genannten Opfern sexuellen Missbrauchs nicht zufriedenstellend sein mag“, erklärte das Oberste Gericht.

Im US-Bundesstaat Pennsylvania hat der Oberste Gerichtshof entschieden, dass die Namen von elf amtierenden und ehemaligen Priestern, die im umfassenden Missbrauchsbericht einer „Grand Jury“ genannt werden, dauerhaft geschwärzt werden müssen. Dies geht aus einem jüngsten Urteil des „Supreme Court“ hervor. Als Grund nannten die Richter in ihrer Mehrheitsmeinung das Verfassungsrecht auf einen fairen Prozess sowie auf den Schutz des guten Rufes einer jeden Person.

Gericht räumt ein: Urteil für die Öffentlichkeit nicht zufriedenstellend

Im August hatte der Grand-Jury-Bericht in Pennsylvania die Missbrauchsfälle in der katholischen US-Kirche zutage gefördert und diese in eine schwere Krise gestürzt. Mindestens 1 000 Kinder und Jugendliche werden in dem 884 Seiten umfassenden Bericht als Opfer genannt, mehr als 300 Priester als Täter. Der vom Justizministerium Pennsylvanias vorgestellte Bericht reicht mehr als 70 Jahre zurück. Ein Großteil der beschuldigten Priester ist jedoch bereits verstorben, die meisten Taten sind verjährt.

„Wir räumen ein, dass dieses Urteil für die Öffentlichkeit und die in dem Bericht genannten Opfern sexuellen Missbrauchs nicht zufriedenstellend sein mag“, erklärte das Oberste Gericht. Man habe zwar Verständnis für diese Sichtweise, die Verfassungsrechte hätten jedoch Vorrang. Selbst mutmaßlichen Missbrauchstätern und denjenigen, die die Vergehen vertuschten, stünde das Recht auf einen fairen Prozess zu.

Mehrere beschuldigte Priester protestierten gegen Namensnennung

Artikel 1 der Verfassung des Bundesstaates Pennsylvania verbrieft das Recht eines jeden Bürgers auf einen guten Ruf und dessen Schutz. Dieses Recht ist somit dem auf Leben und Freiheit gleichwertig.

Mehrere Personen, die in dem Bericht als Täter genannt werden, darunter einige Priester, haben Beschwerde gegen die Nennung ihres Namens eingelegt. Sie begründeten dies mit der Behauptung, der Grand-Jury-Bericht bringe sie mit schrecklichen Verbrechen oder Vertuschungsversuchen in Verbindung, während sie nicht die Gelegenheit erhalten hätten, auf die erhobenen Vorwürfe zu antworten.

Justizminister bedauert Urteil des Supreme Court

Pennsylvanias Justizminister Josh Shapiro reagierte mit Bedauern auf das Urteil des Supreme Court. Priester, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hätten, könnten somit weiterhin im Verborgenen bleiben, da die Kirche ihre Identitäten auch in Zukunft geheim halten könne. Er gab sich jedoch kämpferisch: „Die Öffentlichkeit werde nicht nachgeben in ihrer Forderung, dass jeder, der an diesem umfassenden Missbrauchsskandal und der Vertuschung beteiligt war, beim Namen genannt wird.“

DT/mlu

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Geistliche und Priester Missbrauchsaffären Missbrauchskrise Sexueller Missbrauch

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28.10.2023, 17 Uhr
Regina Einig

Kirche