Der US-Kardinal Joseph Tobin, Erzbischof von Newark, hat wohl bereits kurz nach seiner Ankunft im Erzbistum Newark von Gerüchten über sexuelles Fehlverhalten des ehemaligen Washingtoner Erzbischofs Theodore McCarrick erfahren. Dies erklärte Tobin jüngst gegenüber einem US-Journalisten. Wie die amerikanische „Catholic News Agency“ berichtet, hat Tobin die Vorwürfe gegen McCarrick nicht untersuchen lassen, weil er diese für nicht glaubwürdig hielt.
"Schande über mich, dass ich nicht früher nachgehakt habe"
Der Journalist Mike Kelly schreibt im „North Jersey Record“,Tobin habe ihm erzählt, dass er unmittelbar nach seiner Amtseinführung als Erzbischof von Newark „Gerüchte“ über das Strandhaus McCarricks gehört habe. Er sei diesen Gerüchten jedoch nicht nachgegangen, da ihm die Geschichte nicht glaubhaft erschienen sei. „Schande über mich, dass ich nicht früher nachgehakt habe“, soll sich Tobin gegenüber Kelly geäußert haben.
McCarrick war von 1986 bis 2000 Erzbischof von Newark. Mehreren Berichten zufolge soll der ehemalige Kardinal, der von Papst Franziskus suspendiert wurde, regelmäßig Seminaristen in einem Strandhaus in New Jersey sexuell belästigt oder misshandelt haben.
Erzbistum Newark äußert sich nicht
Das Erzbistum Newark wollte sich nicht dazu äußern, wann Kardinal Tobin darüber informiert wurde, dass gegen McCarrick wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt werde. Im Juni gab das Erzbistum bekannt, dass die Vorwürfe gegen McCarrick glaubhaft seien. Zudem gestand man ein, dass mit einigen der mutmaßlichen Opfer bereits in den Jahren 2005 und 2007 Entschädigungszahlungen vereinbart worden seien.
Dem Journalisten Kelly erzählte Erzbischof Tobin, er habe erst im Juni diesen Jahres von den Zahlungen erfahren, kurz bevor diese öffentlich gemacht wurden. Tobin führte nicht genauer aus, was genau er an den Vorwürfen gegen McCarrick für nicht glaubhaft gehalten habe.
DT/mlu
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