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Theologe Körtner: "Gesichtsverlust für Marx"

Papst Franziskus sei "eben doch nicht so progressiv, wie viele glauben", kommentierte der Wiener evangelische Theologe Ulrich Körtner die römische Entscheidung im Kommunionstreit.
Kelch mit Wein bei der Kommunion
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Ein Gläubiger nimmt bei der Austeilung der Kommunion in einem Gottesdienst am 25. April 2017 in der Kapelle des Priesterseminars Sankt Georgen in Frankfurt den Weinkelch entgegen.

Papst Franziskus sei "eben doch nicht so progressiv, wie viele glauben", kommentierte der Wiener evangelische Theologe Ulrich Körtner am Mittwoch gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Entscheidung des Vatikan im Kommunionstreit. Körtner forderte nach der Entscheidung gegen die Handreichung zum Kommunionempfang evangelischer Ehepartner mehr Realitätssinn in der Ökumene. Im Jahr des Reformationsjubiläum habe daran "offenkundig mancherorts gemangelt".

Franziskus habe zunächst selbst dazu beigetragen, dass "die römische Zentralmacht in Frage gestellt wird". Nun ziehe er "die Reißleine und genauso wie seine Vorgänger eine rote Linie, wenn es in lehramtlichen Fragen ans Eingemachte geht". So kehre vielleicht  jetzt "nach der anfänglichen Franziskus-Begeisterung, die es auch unter evangelischen Christen gab, endlich wieder die Nüchternheit ein, welche die Ökumene braucht", meinte Körtner.

Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums 2017 seien in Deutschland und weltweit hohe ökumenische Erwartungen geweckt worden, sagte der an der Universität Wien lehrende Theologe: "Viele Hoffnungen richteten sich auch auf Papst Franziskus. Nun hat er den hoch gespannten Erwartungen innerhalb weniger Tage gleich mehrere gehörige Dämpfer versetzt." Auch bei der Audienz mit deutschen Vertretern des Lutherischen Weltbundes am Montag habe der Papst "auf die ökumenische Bremse" getreten.

Roms Entscheidung in der Kommunionfrage bedeute nicht nur für DBK-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx einen "Gesichtsverlust", so Körtner. Sie sei auch "peinlich" für die Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die ganz auf den Münchner Erzbischof gesetzt habe.

DT/KAP

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