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Der heilige Sabas

Der heilige Sabas griff in die theologischen Streitfragen seiner Zeit ein, die die Kirche zu spalten drohten.

Der heilige Sabas, der zahlreiche Klöster ins Leben rief, ist vor allem als Gründer des bis heute bestehenden Mar Saba-Klosters in der Nähe von Bethlehem bekannt. Der Basilianermönch wurde im Jahr 439 in der Nähe von Cäsarea in Kappadokien geboren, das heute zur Türkei gehört. Schon als Jüngling trat er ins Kloster Flavianae ein. Nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land, die er mit 18 Jahren unternahm, kehrte er jedoch nicht mehr in seine Heimat zurück. Er sehnte sich nach Einsamkeit und begab sich daher zum heiligen Asketen Euthymius von Melitene, dessen Schüler er wurde.

Seit 478 zog er sich selbst in eine Höhle im Kidrontal zurück, um als Eremit in der Wüste zu leben. Nur am Samstag suchte er die Gemeinschaft der anderen Mönche auf, um mit ihnen die Liturgie zu feiern. Am Sonntag abend verließ er das Kloster und nahm für seine Arbeit lediglich einige Palmzweige mit sich.

Während der fünf Tage in der Einsamkeit, wo er sich vor allem dem Gebet widmete, nahm er keinerlei Nahrung zu sich, und am Samstag kehrte er wieder zu den anderen Mönchen zurück – mit den Früchten seiner Handarbeit, mit 50 geflochtenen Körben.

Da Sabas ein starkes Bedürfnis nach Abgeschiedenheit hatte, zog er sich in eine oberhalb eines Felsvorsprunges gelegene Grotte zurück, in die er nur über ein Seil gelangte, das er hinaufklettern musste. Dieses Seil verriet ihn schließlich: Nach und nach entdeckten andere junge Männer seine Zuflucht, und sie schlossen sich ihm an. So gründete der heilige Sabas – ohne auf sein zurückgezogenes Leben zu verzichten – im Kidrontal, nicht weit von Jerusalem, ein Kloster, das in frühchristlicher und später dann im orthodoxen Mönchtum als „Lawra“ oder „Laura“ bezeichnet wird und aus kleinen Zellen besteht, die sich um eine Kirche herumgruppieren: Mar Saba (St. Sabas).

Der heilige Sabas griff auch in die theologischen Streitfragen seiner Zeit ein, die die Kirche zu spalten drohten. Im Jahr 512 begab er sich sogar zum byzantinischen Kaiser Anastasios I., um ihn davon zu überzeugen, sich von der Häresie des Monophysitismus abzuwenden. Diese vom Konzil von Chalcedon 451 verurteilte Lehre leugnet die Zweinaturenlehre Christi und behauptet stattdessen nur die göttliche Natur Christi.

491 wurde Sabas vom Patriarch von Jerusalem Salustus mit 52 Jahren zum Priester geweiht und drei Jahre später zum Archimandriten aller Klöster von Palästina ernannt. Der Heilige starb am 5. Dezember 532 in Mar Saba.

Der Kult um den berühmten Gründer der palästinensischen Lawra wurde übrigens im siebten Jahrhundert in Rom eingeführt, als um 650 einige Mönche aus dem Kloster Mar Saba vor den Muslimen in die ewige Stadt geflohen waren. Dort wurde ihnen auf dem Kleinen Aventin, einem der Hügel Roms, ein Apsissaal zugewiesen, den sie zum Oratorium ihres neuen San Saba-Klosters umgestalteten. Nach Umbauten im zwölften und fünfzehnten Jahrhundert entstand die bis zum heutigen Tag existierende San Saba-Kirche.

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