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Die heilige Franziska von Rom

Zu Beginn der Fastenzeit 2009 stattete Papst Benedikt XVI. der römischen Stadtverwaltung auf dem Kapitol einen offiziellen Besuch ab, auf dem er soziale Missstände in der Stadt anprangerte als „Zeichen einer wirklichen spirituellen Armut, die auf dem Herzen des Menschen unserer Zeit lastet“. Anschließend betete er am Grab der heiligen Franziska von Rom. Wer war die Heilige?
Franziska von Rom
| Gemälde von Franziska von Rom

Zu Beginn der Fastenzeit 2009 stattete Papst Benedikt XVI. der römischen Stadtverwaltung auf dem Kapitol einen offiziellen Besuch ab, auf dem er soziale Missstände in der Stadt anprangerte als „Zeichen einer wirklichen spirituellen Armut, die auf dem Herzen des Menschen unserer Zeit lastet“. Anschließend betete er am Grab der heiligen Franziska von Rom in dem von ihr gegründeten Kloster „Tor de' Specchi“ am Fuße des Kapitolhügels und sagte zu den dort lebenden Ordensschwestern: „Euer Kloster befindet sich im Herzen der Stadt. Wie sollte man darin nicht gleichsam ein Symbol für die Notwendigkeit sehen, die geistliche Dimension wieder in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu stellen?“

Leben und Wirken von Franziska von Rom 

Franziska, die „römischte aller Heiligen“ – so Benedikt XVI. – wurde im Jahr 1384 geboren, als das „Große Abendländische Schisma“ das Leben in der Ewigen Stadt überschattete. Als Gregor XI. im Jahr 1376 nach fast 70 Jahren den Papstsitz von Avignon wieder nach Rom verlegt hatte, war die Stadt in einem desolaten Zustand: Die Bauten waren dem Verfall preisgegeben, überall wucherte Gestrüpp; Ratten und streunende Wölfe waren zur Plage geworden. Die Pest ging um und forderte zahllose Opfer. Der alte Petersdom war baufällig geworden und diente als Schafweide. Die Machtkämpfe in der Kirche, die in den folgenden Jahren mehrere Gegenpäpste hervorbrachten, verschlimmerten noch die Situation der einstigen Millionenstadt, in der jetzt nur noch etwa 20 000 Menschen lebten.

Franziskas Familie gehörten dem niederen römischen Adel an, der während der Abwesenheit der Päpste von Rom zu Wohlstand gelangt war und nach der Rückkehr Gregors XI. nach Zusammenhalt strebte. Obwohl Franziska sich schon als Kind zum Gebet und zum religiösen Leben hingezogen fühlte – sie spielte gerne „Eremitin“ und liebte die Geschichten der antiken Märtyrerinnen – wurde für sie eine standesgemäße Ehe arrangiert. Bereits mit zwölf Jahren wurde sie gegen ihren Willen mit Lorenzo Ponziani verheiratet, einem reichen Grundbesitzer. Franziska war nicht glücklich darüber, fügte sich aber in ihr Schicksal. Sie lebte 40 Jahre lang im Palazzo Ponziani im Stadtteil Trastevere und brachte drei Kinder zur Welt, von denen jedoch nur ein Sohn überlebte. In den römischen Machtkämpfen wurde Franziskas Ehemann schwer verwundet und blieb bis an sein Lebensende halbseitig gelähmt.

Streben nach Heiligkeit

Im Chaos und Elend dieser Zeit verstand Franziska, dass das Streben nach Heiligkeit nicht dem klösterlichen Leben vorbehalten, sondern auch im Laienstand möglich ist. Sie pflegte aufopfernd nicht nur ihren Ehemann, sondern auch die Kranken in den Hospizen. Die Armen, die an ihre Tür klopften, versorgte sie trotz aller Kritik von Seiten der Familie ihres Ehemannes mit Essen und Kleidung, und unermüdlich war sie auf den Straßen Roms unterwegs, um Heilung zu bringen und Not zu lindern. All dies verband sie mit intensivem Gebet und kontemplativem Leben, das sie zu mystischen Erfahrungen führte, wie dem Kampf mit dem Teufel und Visionen von Fegefeuer und Hölle. Gleichzeitig wurden ihr Wunderheilungen zugesprochen.

Die mystischen Erfahrungen nahmen zu, nachdem Franziska gemeinsam mit ihrem Mann ein Gelübde ehelicher Enthaltsamkeit abgelegt hatte. Am 15. August 1425 gründete sie gemeinsam mit elf Gefährtinnen einen frommen Verein, der dem Benediktinerorden angeschlossen wurde. Die Frauen verpflichteten sich zum Gebet und zu karitativer Arbeit und versammelten sich zunächst wöchentlich. Im März 1433 begannen sie dann ein gemeinschaftliches Leben im Kloster „Tor de' Specchi“. Franziska selbst schloss sich dem Gemeinschaftsleben erst nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1436 an. Vier Jahre lang war sie Oberin der Gemeinschaft. Als sie 1440 in den Palazzo Ponziani zurückkehrte, um ihren erkrankten Sohn zu pflegen, starb sie dort am 9. März desselben Jahres.

In der Zwischenzeit hatte Papst Martin V. durch grundlegende kirchenpolitische Reformen die Lage in Rom wieder stabilisiert. Er leitete auch einen kulturellen Aufschwung ein, indem er die ersten Renaissance-Künstler in die Stadt holte. Einige von ihnen hielten Franziskas Lebensgeschichte auf Fresken fest, die heute noch im Kloster „Tor de' Specchi“ an jedem 9. März bewundert werden können, wenn die „Oblatinnen der heiligen Franziska von Rom“ zum Gedenktag ihrer Gründerin die Pforten zu diesem verborgenen Juwel am Fuße des Kapitols öffnen.

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