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Mariä Empfängnis: Das unverstandene Fest

Das unverstandene Fest. Alles rund um die Bedeutung, Entstehung und Bräuche des Hochfests „Unbefleckte Empfängnis“. Ein altes Fest wird neu entdeckt.
"Die unbefleckte Empfängnis", Bartolomé Esteban Murillo
Foto: Thomas Schneider | "Die unbefleckte Empfängnis", Bartolomé Esteban Murillo

Das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, kurz auch als „Maria Empfängnis",  „Unbefleckte Empfängnis“ oder „Maria Immaculata“ bezeichnet, ist eines der drei Marienhochfeste im liturgischen Jahr, an denen jeder gläubige Katholik zur Teilnahme an der heiligen Messe verpflichtet ist (CIC 1246). Eine Ausnahme bildet der Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, für den eine Partikularnorm (Nr. 15) besagt:

„Die Hochfeste der Unbefleckten Empfängnis Mariae, des heiligen Josef sowie der Apostel Petrus und Paulus sind in keiner (Erz-)Diözese kirchlich gebotene Feiertage.“

In Spanien, Italien und Österreich ist das Fest aber tief in der Volksfrömmigkeit verankert.

Was war der Anlass zur Entstehung des Hochfests „Maria Empfängnis"? 

Die Grundlage für dieses Hochfest ist Augustinus' Lehre von der Erbsünde, mit der jeder Mensch von seiner Empfängnis an behaftet ist und die jeden, auch Kleinkinder, erlösungsbedürftig macht. Augustinus formulierte diese Lehre zu Beginn des fünften Jahrhunderts. Gleichzeitig trat die Gestalt der Gottesmutter Maria in theologischen Diskussionen in den Vordergrund. Auf dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 wurde ihr der Titel der „Gottesmutter“ zuerkannt, und seit dem Ende des fünften Jahrhunderts gibt es in der Kirche das Fest der Geburt Mariens am 8. September.

Seit dem neunten Jahrhundert lässt sich am 8. Dezember – neun Monate vor der Geburt Mariens – an einigen Orten, vor allem in Süditalien, ein Fest der Empfängnis Mariens nachweisen.

Anselm von Canterbury führte es im Jahr 1100 offiziell in England ein. Mit der theologischen Vertiefung der Empfängnis Marias durch ihre Mutter Anna stellte sich auch die Frage nach der Erbsünde: War Maria wie jeder Mensch davon belastet oder war sie durch Gottes Gnade als Mutter des Erlösers davon ausgenommen?

Äußerungen der Päpste zur Erbsünde

Als erster Papst äußerte sich Sixtus IV. zu dieser Frage. Der Franziskaner hatte 1476 das Fest der Empfängnis Mariens in der Diözese Rom eingeführt und wollte die theologische Diskussion darüber vorantreiben. 1484 veröffentlichte er die Bulle Grave nimis, in der er bestimmte, dass weder die Gegner noch die Befürworter der Lehre von der unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter als Häretiker bezeichnet werden dürften:

„Die Apostolische Römische Kirche
hat die Frage noch nicht definiert.“

Diese Definition erfolgte 400 Jahre später, am 8. Dezember 1854, durch das Apostolische Schreiben Ineffabilis Deus von Papst Pius IX., wo dieser festlegte:

„Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde, ist von Gott geoffenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben.“

Welche Bräuche und Traditionen gibt es zum „Unbefleckten Empfängnis“? 

In der Volksfrömmigkeit wird das Hochfest der „Immaculata“ oft mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest verbunden. In Süditalien etwa gibt es den Brauch, am Vorabend des 8. Dezember Feuer zu entzünden, an denen die Gottesmutter „sich auf dem Weg nach Bethlehem wärmen“ soll. Es ist auch der Tag, an dem traditionell Krippen aufgebaut und die Straßen und Häuser weihnachtlich geschmückt werden.

Seit 1953 begibt sich der Papst am 8. Dezember in Rom zur Mariensäule an der Spanischen Treppe für ein Gebet zur Gottesmutter. Benedikt XVI. erinnerte 2012 daran, dass die Lehre der Unbefleckten Empfängnis Mariens die Gewissheit des Glaubens zum Ausdruck bringe, dass sich die Verheißungen Gottes verwirklicht haben: dass sein Bund nicht scheitert, sondern eine heilige Wurzel hervorgebracht hat, aus der die gebenedeite Frucht des ganzen Universums aufgekeimt ist, Jesus, der Heiland.“

Video: Hochfest der „Unbefleckten Empfängnis“ im Kölner Dom 

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