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Die heilige Silvia

Claudia Kock über das Leben der heiligen Silvia und ihr kirchliches Erbe.

Auf dem Aventin in Rom steht die Kirche San Saba. Sie wurde im 7. Jahrhundert von Mönchen errichtet, die im Zuge der Verbreitung des Islam ihr Kloster Mar Saba bei Bethlehem verließen und in Rom in einer verfallenen ehemaligen Kaserne ein Kloster mit einer Kirche gründeten, die dem heiligen Sabas, ihrem Ordensgründer, geweiht war.

Bis zum Großen Schisma im Jahr 1054 war dieses Kloster ein Zentrum zur Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen zwischen der Kirche im östlichen und im westlichen Teil des ehemaligen Imperiums. 1573 fiel der Komplex unter die Verwaltung des Collegium Germanicum et Hungaricum und damit der Jesuiten, die die Kirche bis heute als Pfarrkirche betreuen.

Bei Ausgrabungen unter der Sakristei zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat ein Raum mit einer Apsis zutage, der noch aus der Zeit vor der Klostergründung stammt. Es wird angenommen, dass es sich dabei um das Oratorium der heiligen Silvia handelt, deren Gedenktag die Kirche am 3. November feiert.

Mutter großer Heiliger

Die heilige Silvia gehört zu den bedeutenden Müttern der Kirchengeschichte, die große Heilige nicht nur zur Welt gebracht, sondern durch ihr Vorbild und ihre Erziehungsarbeit auch entscheidend dazu beigetragen hat, dass diese den Weg der Heiligkeit beschritten haben – wie etwa die heilige Monica, Mutter des Kirchenvaters Augustinus, die heilige Elisabeth, Mutter Johannes des Täufers, oder die heilige Zelie Guérin, Mutter der heiligen Therese von Lisieux, um nur einige zu nennen. Der Sohn der heiligen Silvia war Gregor der Große, einer der bedeutendsten Päpste und Kirchenlehrer. Seine Schriften sind gleichzeitig die wichtigsten Quellen zum Leben seiner Mutter, die im Jahr 1603 von Papst Clemens VIII. in das Martyrologium Romanum aufgenommen wurde.

Heilige Silvia: Vom christlichen Glauben geprägt

Silvia wurde um das Jahr 520 geboren. Dass sie, wie einige Hagiographen schreiben, in bescheidenen Verhältnissen auf Sizilien aufwuchs, ist möglich, aber nicht sicher. Mit größerer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass Silvia aus einer wohlhabenden römischen Familie stammte, da sie mit etwa 18 Jahren den Patrizier Gordianus aus der hochadligen gens Anicii heiratete. Gordianus bekleidetet wichtige Posten im öffentlichen Leben und residierte mit seiner Familie in einer prächtigen Villa auf dem Caelius. Die Anicier waren zutiefst vom christlichen Glauben geprägt und setzten ihren Reichtum, das Erbe einer langen Familientradition, vor allem dafür ein, die Kirche durch verschiedene Bauten zu fördern.

Silvia und Gordianus führten eine vorbildliche christliche Ehe, aus der mindestens zwei Kinder hervorgingen: Der Erstgeborene war der spätere Papst Gregor der Große, der um 540 auf die Welt kam. Ihm folgte etwas später noch ein Bruder. Ob es weitere Geschwister gab, ist nicht überliefert. Zur Familie gehörten außerdem zwei unverheiratete Schwestern des Vaters, Tersilia und Aemiliana, die auf dem Anwesen ein zurückgezogenes, fast klösterliches Leben führten.

Ein Leben in Buße und Gebet

Gregor folgte zunächst den Fußstapfen seines Vaters und trat in den öffentlichen Dienst ein, gab seine Karriere jedoch dann auf, um Benediktiner zu werden. Als Gordianus nach 30 Ehejahren starb, verwandelte Gregor das väterliche Anwesen in ein Benediktinerkloster, während seine Mutter Silvia sich nunmehr als Witwe in ein Haus auf dem Aventin zurückzog, um hier ebenfalls ein kontemplatives Leben in Buße und Gebet nach der Regel des heiligen Benedikt zu führen, ohne jedoch ihre mütterliche Fürsorge aufzugeben: Da Gregor von Natur aus eher schwächlich war und Silvia bei der kargen Klosterkost um seine Gesundheit fürchtete, bereitete sie täglich ein Gericht aus Gemüse oder Hülsenfrüchten zu, um ihren Sohn damit zu versorgen.

Der Sohn Gregor wird Papst

Silvia erlebte noch die Wahl ihres Sohnes zum Papst am 3. September 590 und starb zwei Jahre später. Gregor ließ seine Mutter in seinem eigenen Kloster bestatten, in demselben Grab, in dem bereits Tersilia und Aemiliana beigesetzt waren. Er ließ dort Silvias Porträt anbringen, mit einem Kreuz in der rechten und einem Buch in der linken Hand, in dem man liest: „Vivit anima mea et laudabit te, et iudicia tua adiuvabunt me“ („Meine Seele lebt und wird Dich loben, und Dein Urteil wird mein Beistand sein“).

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