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Tagesheilige 22. Mai: Die heilige Julia von Korsika

Um das Leben der frühchristlichen Märtyrerin der heiligen Julia ranken sich verschiedene Legenden. Ein kurzer Überblick über ihr Leben und Martyrium.
Heilige Julia von Korsika

Im Dogenpalast von Venedig nimmt eine ungewöhnliche Kreuzigungsdarstellung den Blick des Betrachters gefangen. Auf den Tafeln des Triptychons wird nicht das Leiden Christi abgebildet, noch nicht einmal die Hinrichtung eines männlichen zum Tode Verurteilten. Der Maler Hieronymus Bosch (um 1450 – 1516) hat hier das Martyrium einer Frau, die Kreuzigung der heiligen Julia von Korsika, auf Leinwand für die Nachwelt festgehalten.

Eine Illustration des Lebens der Heiligen findet sich zudem in einem ausführlichen Szenenzyklus, als Fresken ausgeführt von Ferriano Ferramola (um 1478–1528) in dem Kloster Santa Giulia in Brescia.

Die Legenden um das Leben der heiligen Julia

Um dieses Leben der frühchristlichen Märtyrerin ranken sich verschiedene Legenden. Einer seit dem siebten Jahrhundert tradierten Überlieferung zufolge kam die aus einer adligen Familie stammende Christin Julia aus Karthago, wo sie um 400 das Licht der Welt erblickte.

Sie wurde nach dem Einfall der Vandalen im Jahr 439 in Tunesien als Sklavin an den heidnischen Kaufmann Eusebius aus Syrien verkauft. Auf der Überfahrt nach Gallien machte das Schiff mit den beiden Reisenden an Bord auf Korsika Zwischenstation. Dort wurde in Nonza gerade ein Fest zu Ehren heidnischer Götter gefeiert, an dem auch Eusebius teilnahm. Da die junge Christin sich weigerte, den Göttern ein Opfer darzubringen, wurde sie zum Tode verurteilt. Die Legende berichtet von grausamen Folterungen, denen Julia unterworfen wurde: Man schlug ihr Gesicht blutig, riss ihr die Haare vom Kopf, peitschte sie aus und nagelte sie schließlich ans Kreuz.

Nachdem sie ihr Leben ausgehaucht hatte, soll ihre Seele in Gestalt einer Taube ihren Körper durch den Mund verlassen haben – die Taube gilt als das Symbol der Unschuld und ist ein Hinweis auf göttliche Auserwählung.

Julias Gebeine gelangten durch Mönche in deren Kloster auf der mittelitalienischen Insel Gorgona, von wo aus sie später nach Brescia in Norditalien transportiert wurden. Heute gehört die heilige Julia zu den meist verehrten Heiligen Italiens. Sie ist die Schutzpatronin von Korsika sowie der Städte Bergamo, Brescia und Livorno und der Opfer von Folterungen. KKS

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