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Streit zwischen Vatikan und Kardinal Zen geht weiter

Der emeritierte Kardinal Zen kündigt an, für immer zu schweigen, wenn es zu einem Abkommen zwischen dem kommunistischen Regime in Peking und dem Heiligen Stuhl kommen.

Der verbale Schlagabtausch in der Auseinandersetzung um künftige Bischofsernennungen in China geht weiter. In einem Interview mit dem Hongkonger Radiosender D100 kündigte der emeritierte Kardinal Joseph an, für immer zu schweigen, sollte es tatsächlich ein Abkommen zwischen dem kommunistischen Regime in Peking und dem Heiligen Stuhl geben. Der 86-jährige Zen hatte sich bereits zuvor mehrfach geäußert und zum Teil auch den Vatikan scharf angegriffen. Zen, von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong, ist ein entschiedener Gegner eines möglichen kirchlichen Ausgleichs mit China. Zuletzt hatte es in westlichen wie chinesischen Medien geheißen, die Verhandlungen stünden kurz vor dem Durchbruch.

In dem Radiointerview, das die chinesische Staatszeitung „Global Times“ ausführlich wiedergibt, skizziert Zen, wie Bischöfe in China im Fall einer Einigung künftig ernannt werden könnten. So würde zunächst die jeweilige Diözese einen Bischofskandidaten auswählen; dieser würde dann von der Chinesischen Bischofskonferenz bestätigt; abschließend würde der Papst seine Zustimmung geben. Zen stellte sowohl die Gültigkeit einer solchen Wahl als auch die Legitimität der Chinesischen Bischofskonferenz in Frage.
Die katholische Kirche in China ist gespalten in eine romtreue Untergrundkirche und eine offizielle Staatskirche, die von Peking gelenkt wird, die sogenannte Patriotische Vereinigung. Auch die Chinesische Bischofskonferenz ist Teil dieser Staatskirche. Zen sagte weiter, er glaube nicht, dass die Unterhändler des Vatikan den Papst in Gänze repräsentierten. Aber sollte Franziskus eine Vereinbarung unterzeichnen, werde er, Zen, fortan schweigen. „Ich bin überzeugt, dass die derzeitige Haltung des Vatikan nicht die des Papstes ist, sondern die von anderen. Aber wenn der Papst seine Unterschrift leistet, bedeutet das, dass er das Abkommen gutheißt. Dann muss ich kooperieren, weil er vielleicht eine größere Weisheit besitzt als ich“, so Zen wörtlich. Bereits zuvor hatte der Kardinal geäußert, der Papst sei über die Verhandlungen mit China nicht voll im Bilde; dies stieß im Vatikan auf Kritik.

DT/KNA

 

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