Weil er den Staat durch „freundschaftlichen Verkehr mit Angehörigen feindlichen Volkstums“ gefährdete, kam Hermann Scheipers im Oktober 1940 in das Polizeigefängnis von Leipzig. Die Angehörigen „feindlichen Volkstums“ waren polnische Zwangsarbeiter. Aus Sicht des jungen Geistlichen gehörten auch sie zu den „Söhnen und Töchtern Gottes, denen meine Liebe und Fürsorge als Priester und Seelsorger galt“. Aus Sicht der Nationalsozialisten aber handelte es sich um „Untermenschen“, für die Scheipers Gottesdienst gefeiert hatte. Sechs Monate war er im Polizeigefängnis inhaftiert. In dieser Zeit gelang es ihm aufgrund eines günstigen Umstands, einen Blick in seine Akte werfen zu können.
Staatsfeind in beiden deutschen Diktaturen
Der 97jährige Priester Hermann Scheipers ist der letzte Überlebende aus dem Priesterblock des KZ Dachau Von Constantin Graf von Hoensbroech