Es ist unmöglich, sich Martin Luther ohne Emotionen zu nähern. Je nach Standpunkt und Weltsicht werden diese von freudig-gestimmt bis finster-ablehnend reichen – und nicht nur, was man noch nachvollziehen könnte, an den Konfessionsgrenzen orientiert. Auch die evangelische Christenheit, die ihn als wichtigsten Stammvater betrachten kann, ist sich keineswegs sicher, was sie von Luther zu halten hat. Und die katholische Kirche, deren Diener der Mann aus Eisleben lange als Priester und Ordensmann war, weiß nicht recht, ob sie beim Angebot, den Reformator beim 2017 bevorstehenden 500-Jahr-Jubiläum des Thesenanschlags zu feiern, lachen oder weinen soll. Wenn dann die Diskussion zu heiß wird, ist es gut, sich an Fakten zu orientieren.
Spreu und Weizen wissenschaftlich getrennt
Dieser Mann lässt keinen kalt: Martin Luther auf dem Seziertisch des Historikers. Von Urs Buhlmann