Es ist eine der ganz großen Szenen der Menschheitsgeschichte mit einer kulturhistorischen Bedeutung, die weit über die Glaubenslehre der christlichen Religion hinausgeht: Jesus Christus vor Pontius Pilatus. Ein ganz wesentlicher Teil des Dialogs ist Schweigen, das Schweigen Jesu zu den Vorwürfen der jüdischen Elite, mit denen der römische Spitzenfunktionär in seinem Richteramt nichts anzufangen weiß. Daher tut er das, was nahe liegt: Er fordert Jesus zur Stellungnahme auf. Heute würde ein fachlich überforderter Richter wohl zwei bis drei Gutachten einholen, damals – zumal in dieser Situation – war das nicht möglich. Also fragt Pilatus nach. Stimmt das, was die über dich erzählen? Jesus schweigt.
Schweigender Hirte
Zur Kritik am Papst, weil er auf Viganos Vorwürfe nicht antwortet. Von Josef Bordat