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Schönborn: Die Ehe ist die größte Form der Freundschaft

Die Kirche habe zu viel über Sex gesprochen und zu wenig über den Schaden, den Kinder durch Konflikte ihrer Eltern erleiden können, kritisiert der Wiener Kardinal Schönborn bei einem Pastoralkongress im Rahmen des Weltfamilientreffens in Dublin. Von Gudrun Trausmuth
Kardinal Schönborn beim Weltfamilientreffen
Foto: Friso Gentsch (dpa) | Wenn ein Teil der Kirche betroffen sei, "dann können wir nicht so tun, als ginge uns das nichts an. Unsere erste Sorge muss den Opfern gelten", so Kardinal Schönborn.

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der aktuell am Weltfamilientreffen in Dublin teilnimmt, hat sich tief betroffen gezeigt von den jüngsten Berichten über Missbrauchsfälle in der katholischen US-Kirche. Zugleich äußerte sich der Kardinal in einem Interview mit der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur "kathpress" beeindruckt vom Schreiben Papst Franziskus‘ zum Thema Missbrauch. Der Papst habe "Klartext gesprochen", so Schönborn, wie mit Missbrauch in der Kirche umzugehen sei:  "Er hat den Bischöfen und allen in der Kirche damit ganz klar den Weg gewiesen, der zu gehen ist."

Schönborn: "Unfair, alle Priester unter Generalverdacht zu stellen"

Der Wiener Erzbischof betonte, es wäre höchst unfair, aufgrund der Missbrauchsfälle alle Priester unter Generalverdacht zu stellen, aber wenn ein Teil der Kirche betroffen sei, "dann können wir nicht so tun, als ginge uns das nichts an. Unsere erste Sorge muss den Opfern gelten. Kompromisslos." Dies sei die erste Prämisse des in Österreich seit 2010 verfolgten Weges der Aufarbeitung und der Prävention, der sich strukturell unter anderem in diözesanen Ombudsstellen und Diözesankommissionen äußert.

Beim Eröffnungspodium des dreitägigen Pastoralkongresses zum Thema der Ehe im christlich-jüdischen Verständnis, kritisierte Kardinal Schönborn,  die Kirche habe "zu viel über Sex gesprochen und zu wenig über den Schaden, den Kinder durch Konflikte ihrer Eltern erleiden können". Papst Franziskus habe in „Amoris laetitia“ durch den weitgehenden Verzicht auf moralische Anweisungen oder das Thema Sex, und durch den zugleich eindringlichen Verweis auf das Kindeswohl darauf aufmerksam gemacht, so der Wiener Erzbischof. 

„Ihr dürft das Kind nie, nie, nie als Geisel nehmen!"

Auch im Falle von Konflikten und Trennungen gelte: „Ihr dürft das Kind nie, nie, nie als Geisel nehmen!", zitierte Schönborn aus „Amoris laetitia“. Der starke Wunsch der Kinder, dass ihre Eltern einander lieben und beisammen bleiben, zeige an, dass Treue im Menschsein verwurzelt sei, so der Kardinal weiter in seinem Einführungsstatement. Die Ehe bezeichnete Schönborn als die größte Form der Freundschaft, da sie nicht nur auf Stabilität, geteiltes Leben und das Wohl des anderen, sondern auch auf Unauflöslichkeit und Ausschließlichkeit ausgerichtet sei.

DT

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Kardinäle Missbrauchsaffären Papst Franziskus

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