In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) äußerte sich der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller jüngst kritisch zur im Oktober stattfindenden Amazonas-Synode. Deutliche Kritik an der Einschätzung Brandmüllers wiederum übt nun der Jesuitenpater und ehemalige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von „Vatican News“, Bernd Hagenkord. „Mit einem Federstrich wird alles abgetan, was auf dem Programm steht, damit man sich wieder brav auf die ewig gleichen Themen konzentrieren kann“, schreibt er in seinem Blog.
"Das Wort ‚umstritten‘ ist ziemlich perfide,
weil es wahr wird sobald ich es benutze. Wer
umstreitet denn die Synode? Doch nur
diejenigen, die behaupten, sie sei umstritten"
Pater Bernd Hagenkord
Dass Brandmüller behauptet, der Synode gehe es eigentlich gar nicht um das Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner, sondern um die Aufhebung des Zölibats, nennt Hagenkord eine heftige Unterstellung. „Alle Vorbereitung, alles Sprechen über Umweltschutz, über den Respekt vor den Kulturen, über pastorale Herausforderungen, alles falsch.“ Es gehe nur um das Eine, sage Kardinal Brandmüller. „Und das ist in seinen Augen: Der Zölibat.“
Auch die Behauptung Brandmüllers, die Synode sei „umstritten“, weist Hagenkord als „ziemlich heftige Reaktion auf ein klar artikuliertes Anliegen des Papstes“ zurück. „Das Wort ‚umstritten‘ ist ziemlich perfide, weil es wahr wird sobald ich es benutze. Wer umstreitet denn die Synode? Doch nur diejenigen, die behaupten, sie sei umstritten.“ Dies sei somit ein Zirkelschluss.
Hagenkord: Brandmüller verteidigt Tradition nicht
Hagenkord räumt in seinem Blogbeitrag zwar ein, dass es auch um die Frage nach Zugang zu den Weiheämtern gehe. „Aber zu sagen, alles sei Show damit die Kirche wie wir sie kennen kaputt gemacht werden kann, ist schon steil." Brandmüller betreibe keine Verteidigung von Tradition, sondern Dekonstruktion von Dialog. „Seine Fixierung auf den Zölibat zeigt, dass ihm andere Kulturen, deren Fragen und Anliegen nicht wichtig sind, solange das nicht auf seine Themen zurückzuführen ist. Traurig.“
DT/mlu
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