Der Publizist Michael F. Feldkamp hat sich in seiner überarbeiteten Biografie über Papst Pius XII. erneut mit der Kritik an dessen Verhalten während der Zeit des Nationalsozialismus befasst. Ungeachtet seiner Verdienste als Oberhaupt der Kirche habe zu Lebzeiten des Papstes die Auseinandersetzung um sein „Schweigen“ zum Holocaust begonnen. Der kommunistischen Propaganda sei Pius XII. schon gegen Ende des Zweiten Krieges ausgesetzt gewesen, als die sowjetische Zeitung „Prawda“ den Papst als Faschisten und als Verbündeten Hitlers bezeichnete.
Schriftsteller Hochmuth unterstellte Papst Pius XII. Mitverantwortung an Vernichtung europäischer Juden
Der Schriftsteller Rolf Hochhuth habe in seinem im Februar 1963 uraufgeführten Drama „Der Stellvertreter“ dem Papst unterstellt, dieser habe eine „Mitverantwortung“ an der Vernichtung der europäischen Juden. Intellektuelle wie Ludwig Marcuse, Martin Niemöller und Martin Walser stellten sich auf die Seite von Hochhuth.
Zu den Verteidigern von Pius XII. zählt Pro-Staatssekretär Montini
Zu den Verteidigern von Pius XII. zählte sein langjähriger Pro-Staatssekretär Giovanni Battista Montini, der einer der engsten Mitarbeiter des Pacelli-Papstes war. Ihn hatte Pius XII. 1954 zum Erzbischof von Mailand ernannt, ohne ihn jedoch zum Kardinal zu kreieren. Das wurde von Beobachtern als ein Zerwürfnis zwischen beiden gewertet. Feldkamp zufolge sei die Verteidigung durch Montini vor diesem Hintergrund sogar unverdächtig. Montini habe wenige Tage vor seiner Wahl zum Papst (Paul VI.) im Juni 1963 in einem Leserbrief für die in England erscheinende katholische Zeitschrift „The Tablet“ die Behauptungen Hochhuths als falsch und geschichtsfremd zurückwies.
DT
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