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Papst Franziskus beklagt in Peru "tiefe Wunden" der Völker Amazoniens

Papst Franziskus hat die Begegnung mit Vertretern von Amazonas-Völkern an den Anfang seiner Peru-Reise gestellt. Im südperuanischen Puerto Maldonado prangerte er am Freitag die zunehmende Ausbeutung der Region an.
Papstbesuch in Peru
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Papst Franziskus gibt am 19.01.2018 einen Ureinwohner die Hand in Puerto Maldonado (Peru). Das dreitägige Programm von Franziskus sieht ein Treffen mit Vertretern der indigenen Amazonas-Völker in Puerto Maldonado in ...

Vor rund 4.000 Vertretern von über 20 Völkern und Volksgruppen warb er am Freitag für einen menschenwürdigen Weg zwischen rücksichtsloser Ausbeutung von Bodenschätzen und einem überzogenen Umweltschutz. Letzterer mache die Lebensräume der Amazonasvölker zu einer Art Naturmuseum, in dem die Menschen nicht mehr leben dürften.

Politik und Wirtschaft müssten die Menschen als ebenbürtige Dialogpartner ernst nehmen, mahnte der Papst auch in Anwesenheit von Perus Staatspräsident Pedro Kuczynski. Dies brauche institutionelle Rahmenbedingungen. Dazu gehörten etwa Schulen und andere Bildungseinrichtungen, in denen die Jugend der Amazonasvölker einerseits lernen, modernen Herausforderungen gerecht zu werden, andererseits aber ihre angestammte Sprache und Kultur vermittelt bekommen.

Der Papst versicherte die Ureinwohner, die Kirche stehe an ihrer Seite, um das Leben, die Erde und die verschiedenen Kulturen zu verteidigen. Dafür habe er für 2019 eine Amazonas-Synode nach Rom einberufen. Zu Beginn des Treffens schilderten mehrere indigene Redner die problematische Lage ihrer Völker und Dörfer. Viele Teilnehmer führten traditionelle Tänze auf.

In Anschluss verurteilte Franziskus bei einer Begegnung Gewalt gegen Frauen und eine verbreitete Macho-Kultur. "Es ist uns nicht erlaubt, wegzuschauen und zuzulassen, dass auf der Würde so vieler Frauen, besonders der jüngeren, 'herumgetrampelt' wird", sagte er. Zugleich verdammte der Papst die "Sklaverei", die in der Region um sich greife. Viele Menschen auf der Suche nach Obdach, Land und Arbeit seien in die Region Madre di Dios ausgewandert. Viele hätten auf das "verheißungsvolle Funkeln des Goldschürfens gesetzt"; doch das sei zu einem Götzen geworden, der Menschenopfer fordere.

Eine Frau und ein Mann hatten dem Papst zuvor gedankt, dass der Papst sie in diesem angeblichen "Niemandsland" besuche. "Ihr seid kein Niemandsland!", sagte Franziskus unter dem Jubel der Menge. "Das Land hat einen Namen, es hat Gesichter: Es hat euch."

Erneut prangerte er eine verbreitete "Wegwerfkultur" an. Nicht nur Bäche, Flüsse und Wälder würden ausgenutzt bis zum Letzten und dann als unbrauchbar zurückgelassen, sondern auch Menschen. Die falschen Götter von "Gier, Geld und Macht verderben alles", warnte Franziskus.

Beim Besuch eines Kinderheims forderte der Papst die jungen Menschen indigener Amazonasvölker auf, sich zu qualifizieren und die Gesellschaft entscheidend mitzugestalten. "Findet euch nicht damit ab, das Schlusslicht der Gesellschaft zu sein. Wir brauchen euch als Motor!", sagte er - und zur "Kurskorrektur".

Nach dem Mittagessen in einem Sozialzentrum fliegt Franziskus in die Hauptstadt Lima zurück. Dort trifft am Nachmittag (Ortszeit) im Präsidentenpalast mit Vertretern von Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft zusammen. Der Besuch in Peru dauert noch bis Sonntag.

Die Ankunft des Papstes in Peru bestimmte am Freitagmorgen die Berichterstattung in den großen lateinamerikanischen Zeitungen. In Argentinien, dem Heimatland des Papstes, zogen die Zeitungen derweil ein negatives Fazit des Chile-Besuchs: "Der Papst beendet in Chile die schlechteste Reise seines fünfjährigen Pontifikats", kommentierte "Clarin" auf der Titelseite.

Ein Luftbild des Areals des Gottesdienstes am Schlusstag trägt die Bildunterschrift "Entvölkert." Der vorgesehene Platz war viel zu groß für die verhältnismäßig kleine Besuchermenge. Auch "La Nacion" griff das Thema auf Seite eins auf und kommentierte: "Ein trüber Abschied für den Papst".

KNA / jbj

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