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Niederländer ehren Bonner NS-Gegner

Der Bonner Gutsbesitzer Franz Gabriel Virnich stellte sich mutig gegen die Ideologie des Nazi-Regimes. 1935 fand er auf der Flucht bei den Franiskaner-Minoriten in Wijnansrade Unterschlupf. Nun hat ihm der Ort ein Denkmal errichtet. Von Martin Lohmann
Denkmal für den katholischen NS-Gegner Virnich
Foto: PARADOG | Virnich habe „gekämpft gegen die Irrtümer eines gottlosen Führers Hitler, für den Glauben ist er mißhandelt und getötet worden", so der Provinzial der Franziskaner-Minoriten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Was hat Wijnandsrade in der Provinz Südlimburg mit Bonn am Rhein zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Doch bei näherem Hinschauen gibt es eine ganz besondere Verbindung. Hierhin floh der Bonner Gutsbesitzer Franz Gabriel Virnich 1935 und fand bei den Franziskaner-Minoriten Unterschlupf, arbeitete dort an der Schule als Lehrer. Die Heimatfreunde des Ortes haben ihm, der sich mutig gegen die braune Ideologie stellte und schließlich im Zuchthaus Brandenburg-Görden am 5. April 1943 nach einem Martyrium starb, nun ein Denkmal errichtet. Sie sind stolz auf den Bonner, der ausgerechnet bei ihnen auf der Flucht vor der NS-Schergen Zuflucht fand.

"Unerschrockener und glaubensstarker katholischer Christ"

Dankbar und froh über dieses außergewöhnliche Zeichen der Verbundenheit zwischen Niederländern und Deutschen ist auch Prälat Helmut Moll, der Herausgeber des deutschen Martyrologiums des 20. Jahrhunderts „Zeugen für Christus“. Im ersten Band dieser Dokumentation der Klarheit und der Weitsicht ist der am 28. März 1882 in Bonn geborene Virnich beschrieben als unerschrockener und glaubensstarker katholischer Christ. Er lud zum Beispiel am Fronleichnamstag 1934 zu einer „Betstunde zur Sühne der Gottentfremdenden und Gottbekämpfenden Hitlerjugend“ in die Bonner Herz-Jesu-Kirche ein. Eine Parodie auf das Horst-Wessel-Lied brachte ihm dann später die Verfolgung durch die Polizei ein. Virnich hatte geschrieben:

„Die Fahne hoch: Die Zeiten sind verflossen - SA marschiert nicht mer in ruhig festem Schritt.
Kameraden, die uns Hitler meuchlings hat erschossen, sie ziehn im Geist in unseren Reihen mit. (…)
Zur Rache wehen Freudenfahnen über allen Straßen, denn Deutschland ist von Hitler dann befreit.“

1940 wurde Virnich von der Gestap verhaftet

Virnich floh 1934 aus seinem Sommerhaus in Königswinter, und er wurde von der Gestapo, die ihn überall suchte, schließlich 1940 verhaftet. Von Bonn wurde er nach Berlin verlegt, um ihm vor dem Volksgerichtshof den Prozess machen zu können. Ihm wurde Volksverrat vorgeworfen, weil er in die Niederlande gelogen war. Zudem habe er unwahre Behauptungen über das NS-Deutschland verbreitet, und vorgeworfen wurde ihm auch, dass er seiner Schwester mitgeteilt habe, Deutschland wolle die Niederlande überfallen. Dies sei ein Lügenmeldung gewesen. Er wurde zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Ausgezehrt und total abgemagert starb der Zeuge für Christus am 5. April 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte der Provinzial der Franziskaner-Minoriten im niederländischen Fluchtort des Getöteten diesem bereits ein verbales Denkmal: Er habe „gekämpft gegen die Irrtümer eines gottlosen Führers Hitler, für den Glauben ist er mißhandelt und getötet worden. Er war ein Held, der die Himmelskrone reichlich verdient hat. Ein herrliches Beispiel für das Kolleg zu Wijnandsrade.“ 75 Jahre nach seinem Tod haben nun die Heimatfreunde dieses Ortes dem wachen Bonner Katholiken und Widerstandskämpfer an einem öffentlichen Platz, einer Brücke in Wijnandsrade, ein Denkmal gesetzt.

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