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Nicht für Judenmission, sondern für Dialog

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wehrt sich gegen den Vorwurf, er sei für Judenmission. Statt dessen betont er die Bedeutung des Dialogs.
Papst Benedikt XVI. betet an der Klagemauer
Foto: epa Ronen Zvulun (REUTER_POOL) | Papst Benedikt XVI. betete 2009 an der Klagemauer. EPA/RONEN ZVULUN +++(c) dpa - Bildfunk+++

In einem ungewöhnlichen Schritt bricht der emeritierte Papst Benedikt XVI. erneut sein Schweigen und wehrt sich energisch gegen den Vorwurf, er habe sich für die Judenmission ausgesprochen und die Grundpfeiler des jüdisch-christlichen Dialogs infrage gestellt.

Es geht nicht um Mission, sondern um Dialog

"Diese Behauptung ist schlichtweg falsch", schreibt der 91-Jährige in einer "Richtigstellung" für die Dezember-Ausgabe der "Herder Korrespondenz", über die auch die "Süddeutsche Zeitung" (Montag) berichtet. Unterzeichnet ist der Beitrag mit "Joseph Ratzinger - Benedikt XVI."

Es gehe nicht um Mission, sondern um Dialog, heißt es in dem Artikel, denn "Judentum und Christentum stehen für zwei Weisen der Auslegung der Schrift". Für Christen seien die Verheißungen an Israel die Hoffnung der Kirche, und "wer daran festhält, stellt keinesfalls die Grundlagen des jüdisch-christlichen Dialogs infrage".

Benedikt gegen Böhnke: "Grotesker Unsinn" und "Unwahre Unterstellung"

Benedikt XVI. wehrt sich vor allem gegen einen Artikel des Wuppertaler Theologen Michael Böhnke in der September-Ausgabe der "Herder Korrespondenz". Was dieser ihm vorwerfe, sei "grotesker Unsinn und hat nichts mit dem zu tun, was ich darüber gesagt habe. Ich weise deshalb seinen Artikel als eine in höchstem Maße unwahre Unterstellung zurück."

Böhnke hatte unter anderem geschrieben, Benedikt XVI. habe in einem im Juli veröffentlichten Aufsatz für die Zeitschrift "Communio" ein problematisches Verständnis zum Judentum bewiesen und das Leiden verschwiegen, das Christen Juden angetan haben.

Benedikt: "Eine Mission der Juden ist nicht vorgesehen und nicht nötig"

Benedikt XVI. geht in seiner "Richtigstellung" neben mehreren anderen theologischen Aspekten auch auf die heikle Frage der Judenmission ein, also auf die Frage, ob die Kirche den Juden die Botschaft von Christus verkünden darf. "Eine Mission der Juden ist nicht vorgesehen und nicht nötig", schreibt er wörtlich. Mission in allen Völkern und Kulturen sei zwar der Auftrag, den Christus hinterlassen habe. Deshalb sei "der Missionsauftrag universal - mit einer Ausnahme: Eine Mission der Juden war einfach deshalb nicht vorgesehen und nicht nötig, weil sie allein unter allen Völkern den 'unbekannten Gott' kannten."

Für Israel gelte daher nicht Mission, sondern der Dialog darüber, ob Jesus von Nazareth "der Sohn Gottes, der Logos" ist, auf den - gemäß den an sein Volk ergangenen Verheißungen - Israel und, ohne es zu wissen, die Menschheit warte. Diesen Dialog neu aufzunehmen, sei "der Auftrag, den uns diese Stunde stellt".

DT/jobo

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