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Missbrauchskrise: Bistümer in New York und New Jersey vorgeladen

Wussten Kirchenobere von Gerüchten sexuellen Missbrauchs durch Priester in ihren Bistümern? Die Bundesstaaten New York und New Jersey gehen dieser Frage nun in zivilen Ermittlungsverfahren nach.
Missbrauchsskandal in katholischer Kirche
Foto: Dave Scherbenco (The Citizens' Voice/AP) | Die New Yorker Justizministerin Barbara Underwood lud alle acht Bistümer des Bundesstaates vor.

Die US-Bundesstaaten New York und New Jersey haben neue Ermittlungen in den Missbrauchsfällen der katholischen Kirche eingeleitet. Zahlreiche Bistümer in verschiedenen Bundesstaaten stehen unter Verdacht, Missbrauchsfälle vertuscht oder keine ausreichenden Gegenmaßnahmen ergriffen zu haben.

Die New Yorker Justizministerin Barbara Underwood lud alle acht Bistümer des Bundesstaates vor und forderte sie auf, sämtliche Dokumente auszuhändigen, die mit Missbrauchsvorwürfen, Erkenntnissen interner kirchlicher Ermittlungen oder Entschädigungszahlungen an Opfer in Verbindung stehen.

"Schulden es den Menschen herauszufinden, was hier geschah"

Im angrenzenden Bundesstaat New Jersey ergreift man ähnliche Schritte. Justizminister Gurbir Grewal, kündigte an, eine Einsatzgruppe ins Leben zu rufen, die der Frage nachgehen soll, wie die sieben Bistümer des Staates mit den Gerüchten sexuellen Missbrauchs umgingen. „Wir schulden es den Menschen von New Jersey, herauszufinden, was hier geschah“, so Grewal.

Die Maßnahmen sind die Folge eines Berichts, den eine „Grand Jury“ im Bundesstaat Pennsylvania vor drei Wochen veröffentlichte. Demnach sollen mehr als 1 000 Opfer – unter ihnen Seminaristen und Minderjährige - von 300 zumeist verstorbenen Priestern in den letzten 70 Jahren sexuell misshandelt worden sein. Hochrangige kirchliche Amtsträger sollen sich zudem der systematischen Vertuschung der Vergehen schuldig gemacht haben. Auch die Justizminister der Staaten Nebraska, Illinois und Missouri kündigten bereits ähnliche Ermittlungen an.

Erzbistum New York City verspricht uneingeschränkte Kooperation

Kirchenobere in New York bestätigten bereits den Erhalt der Vorladungen und verpflichteten sich zu  uneingeschränkter Zusammenarbeit mit den Ermittlern von Justizministerin Underwood. Auch der Sprecher des Erzbistums New York City, Joseph Zwilling, gab sich kooperativ: „Es überrascht uns nicht, dass die Justizministerin zivile Ermittlungen einleitet, und sie wird sehen, dass das Erzbistum New York und die sieben anderen Bistümer im Bundesstaat voll und ganz bereit sind, bei den Ermittlungen mit ihr zusammenzuarbeiten.“

DT/mlu

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Diözesen Sexueller Missbrauch

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