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"Mehr in Herz und Köpfe investieren, als in Stahl und Beton"

Ein „Meilenstein“ der Transparenzoffensive: Die Diözese Eichstätt stellt ihre Handelsbilanz für 2017 vor. Von Benedikt Winkler
Gregor Maria Hanke
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, legte heute Zahlen vor.

Das Bistum Eichstätt hat seine Handelsbilanz zur Finanz- und Vermögenslage nach den strengen Richtlinien des Handelsgesetzbuchs (HGB) für das Jahr 2017 vorgelegt. Damit geht das Bistum den Weg der Transparenzoffensive weiter - einen Prozess, den die deutschen Bischöfe gemeinsam angestoßen haben, um offenzulegen, wie die Kirche mit dem ihr anvertrauten Geld umgeht. Bischof Gregor Maria Hanke OSB sprach während einer Pressekonferenz am Mittwoch in Eichstätt von einem „Meilenstein“ in der Transparenzoffensive, der in seinem Bistum zurückgelegt worden sei. „Transparenz ist die Grundlage, um Vertrauen zu gewinnen, um vorausschauend und nachhaltig planen zu können“, so der Bischof.

Vertrauen zurückzugewinnen ist gerade nach dem Finanzskandal, in den die Diözese verwickelt wurde, nötig. Nach dubiosen Geschäften mit US-Anleihen ist seit drei Monaten Florian Bohn der neue leitende Finanzdirektor der Diözese. Nach seriösen Schätzungen spricht er von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe, der für die Diözese entstanden sei. „24,4 Millionen US-Dollar sind noch zu zahlen fällig, aber noch nicht beglichen. Weitere 29,6 Mio US-Dollar sind noch offen, aber noch nicht fällig.“

Mit einer Bilanzsumme von insgesamt 609,3 Millionen Euro ist das Bistum finanziell für die Zukunft gerüstet. Die Bilanz enthält auf der Seite der Aktiva Sachanlagen, Grundstücke und Immobilien von rund 126 Millionen Euro. Die Diözese nutze risikoarme, ethisch-nachhaltige Anlagestrategien, die im Einklang mit der katholischen Soziallehre stehen. Ein Großteil der Passiv-Seite, Eigenkapital von rund 393,4 Millionen Euro ist für Renovierung und Bauvorhaben vorgesehen, 80 Millionen Euro sieht die Diözese für Pensionen und Renten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor. 30 Millionen Euro sind für die Zukunft der Pastoral und für innovative missionarische Projekte sowie geistliche Zentren zur Seite gelegt worden. 30 Millionen reserviert die Diözese als Rücklage für Stiftungen.

Neben Zuschüssen und Spenden sind für die Diözese Eichstätt die Kirchensteuern mit rund 121,7 Millionen Euro die wichtigste Einnahmequelle. Aufgrund demografischer Entwicklungen ist von einem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen in den nächsten Jahren auszugehen, das belegt eine Studie der Universität Freiburg im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Der Eichstätter Generalvikar Isidor Vollnhals bestätigt: „Noch sprudeln die Kirchensteuern, aber in 8-10 Jahren sind durch Austritte und Verschiebungen Einbrüche zu erwarten.“ Darauf sollte man sich jetzt schon einstellen. Finanzdirektor Bohn ergänzt: „Wir sind solide aufgestellt, aber wir habe für die Zukunft erhebliche Verpflichtungen, sorgsam und nachhaltig zu wirtschaften.“

Investiert werden soll mehr in Herz und Köpfe, als in Stahl und Beton, so Bischof Hanke. Das betreffe in erster Linie geistliche Fort- und Weiterbildungen für Hauptamtliche und Ehrenamtliche. „Qualifizierung im Glauben“ sei wichtiger als die Bautradition der Kirche.

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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Diözesen Kirchensteuer

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