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Licht oder Finsternis, Wahrheit oder Lüge, Gott oder Welt

Bischof Peter Kohlgraf spricht in seiner Weihnachtspredigt über die entscheidenden Differenzen.
Christus ist das Licht der Welt. Er steht für die Wahrheit ein
Foto: Patrick Pleul (ZB) | Christus ist das Licht der Welt. Er steht für die Wahrheit ein. Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf spricht von einer „Stunde der Entscheidung“ zu Weihnachten. Der Evangelist Johannes biete Gegensätze an, die „zur Stellungnahme und Positionierung bewegen“.

Erster Gegensatz: Will ich ein Mensch des Lichtes oder der Finsternis sein?

Bischof Kohlgraf führt dazu aus: „In Christus ist das wahre Licht erschienen, so sagt das Evangelium. Wenn wir uns für das Licht entscheiden, wird er unsere Lebenskraft, unsere Motivation. Menschen des Lichts strahlen etwas aus, was andere ansteckt und das Leben verändern kann. Solchen Menschen bin ich in meinem Leben immer wieder begegnet, innerhalb und außerhalb unserer Kirche. Ich glaube, dass in ihnen die Herrlichkeit Gottes durchstrahlt, ob sie es wissen oder nicht. Christus hat in den Jahren seines öffentlichen Wirkens gezeigt, wie ein Mensch des Lichtes sein kann. Menschen spürten, dass von ihm eine heilende Kraft ausging, sie wurden sehend durch die Begegnung und Berührung mit ihm, sie konnten gehen, sie erfuhren Vergebung und Würde. In den Wundererzählungen geht es nicht nur um körperliche Heilung, sondern um die Erfahrung eines neuen Lebens, neuer Hoffnung, es geht um die Erfahrung von Heil und Zukunft.“

Die Kirche verstehe sich als eine Gemeinschaft der „Kinder des Lichtes“ (Eph 5, 8). Doch heute, so der Bischof, stünden wir „vor der erschreckenden Tatsache, dass es eine dunkle Seite dieser Kirche gibt“. Er gestehe, „dass ich dies in den Monaten als Bischof so deutlich wahrnehme, wie nie zuvor in meinem Leben als Christ und Priester. In diese dunkle Zone müssen wir das Licht Christi neu hereinlassen. Wir müssen uns entscheiden, ob wir mit seiner Hilfe in die Dunkelzonen hineinleuchten wollen. Es wird uns dies nicht erspart bleiben“.

Zweiter Gegensatz: Wir müssen uns entscheiden zwischen seiner Wahrheit und der Lüge.

Kohlgraf meint dazu: „Gnade und Wahrheit kamen durch ihn. Es ist hilfreich, dass der Evangelist Gnade und Wahrheit in einem Atemzug nennt. Es gibt ein gnadenloses Beharren auf Wahrheit. Gnade oder Barmherzigkeit ohne Wahrheit aber hat keinen Sinn. Für viele Menschen ist Wahrheit heute gefühlte Wahrheit, oder sie ist zurechtgemachte Wahrheit. Wahlen werden beeinflusst durch gefälschte Wahrheit. Es ist gut, dass wir in Jesus Christus einer lebendigen Wahrheit begegnen, die uns helfen kann, zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden. Er ist lebendige Wahrheit, seine Wahrheit erschöpft sich nicht in einzelnen Sätzen oder Informationen. Die Erkenntnis seiner Wahrheit erschöpft sich nie, mit ihm kommen wir nie an ein Ende. Wenn wir ihn kennen und immer besser kennenlernen, haben wir klare Maßstäbe, die wir in diese Welt einbringen können. Um diese Maßstäbe ringen wir in der Kirche, Wahrheitsfindung war in der Kirche immer auch eine Angelegenheit der kirchlichen Gemeinschaft, nie eines einzelnen, auch nicht des Papstes.“

Dritter Gegensatz: Wir müssen uns entscheiden, ob wir Kinder Gottes oder Kinder dieser Welt sein wollen.

Der Evangelist Johannes habe, so der Bischof von Mainz, „keine gute Meinung von den Maßstäben dieser Welt“. Macht, Gewalt, Geld und Lieblosigkeit seien die Motivationen vieler Menschen. Kohlgraf: „Er sieht aber auch, dass der Mensch anders handeln kann. Kinder Gottes denken und handeln anders. Sie geben Liebe in der Nachfolge Jesu: Jesus gibt sich mit einem 'Prozentsatz an Liebe' nicht zufrieden: wir können nicht mit zwanzig, fünfzig oder sechzig Prozent lieben. Entweder alles oder nichts.“

„Als Mensch werde ich hinter diesem Anspruch sicher immer zurückbleiben“, so Bischof Kohlgraf, „aber ich will es immer neu versuchen. Heute muss ich mich neu entscheiden, ob ich nach den Maßstäben der Kinder dieser Welt leben will oder nach dem hohen Maßstab Jesu, der sich selbst gegeben hat. Gott möge mich ermutigen, der Blick auf seine Liebe, die er uns heute konkret und unübersehbar zeigt in Jesus Christus, dem Menschgewordenen“.

Bischöfliche Pressestelle des Bistums Mainz / DT (jobo)

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