Nach Ansicht des Philosophen und evangelischen Theologen Harald Seubert lassen die Argumentationen kirchlicher Amtsträger zum Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, in allen öffentlichen Gebäuden in Bayern Kreuze aufzuhängen, irritiert zurück. Zwar könnte sich dahinter ein Akt christlicher Demut verbergen, schreibt der Theologe in einem Beitrag für die „Tagespost“. „Ein kenotischer christlicher Geist, der das zentrale Zeichen eigenen Glaubens nicht öffentlich ausgestellt und politisch verwendet sehen möchte.“ Dies müsste aber erklärt werden, so Seubert. Zu diesem Zweck hätte theologisch, vielleicht auch seelsorgerisch argumentiert werden müssen. „Die hohen Kirchenvertreter gaben hingegen politische Stellungnahmen ab und schienen sich des Wechsels in ein anderes Genus nicht bewusst zu sein“, schreibt der Theologe. Es gehe ihnen vielmehr darum, mögliche Missverständnisse der Kreuzessymbolik um jeden Preis zu verhindern, „um des politischen Friedens willen“. Dies zeige, dass sie sich selbst primär aus der Außenperspektive der Politik betrachteten. „Damit droht aber eine gravierende Verflachung.“
Zudem macht Seubert darauf aufmerksam, dass die von Paulus über Augustin bis in die Neuzeit entwickelte Zwei-Reiche-Lehre auf diese Weise unterlaufen werde. „Es ist augenfällig, dass hohe Geistliche, wenn sie nur noch politisch argumentieren, ein politisches Mandat für sich beanspruchen, das auf dem normalen Weg demokratischer Legitimation, nämlich durch Wahl, gar nicht erworben sein kann.“ Zur politischen Stellungnahme verflacht drohten kirchliche Mahnungen zu einer Politischen Theologie des Linksliberalismus zu erstarren.
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 17. Mai.
DT