Die Kirchen sollten sich aus Sicht des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger durchaus auch politisch, aber nicht parteipolitisch äußern. Aus dem christlichen Glaube erwachse das Engagement für eine gerechte und solidarische Gesellschaft, sagte Burger am Donnerstag in Freiburg. Zuletzt hatte es vor allem in den Sozialen Medien eine Debatte darüber gegeben, wie politisch beispielsweise Predigten sein sollen.
Auch von der aktuellen Südamerikareise von Papst Franziskus gehe eine politische Botschaft aus, sagte Burger. So müssten die enormen sozialen Gegensätze in Peru, dem Partnerland des Erzbistums, überwunden werden. Zudem engagiere sich der Papst für den Schutz der Umwelt. Auch das greife die Kirche im Südwesten auf, etwa bei ihrer Klimainitiative, dem Umstieg auf Elektroautos oder dem Einkauf fairer Lebensmittel.
Burger hob die Bedeutung hervor, Stellungnahmen der Kirchen in Baden-Württemberg zu sozialen oder politischen Fragen gemeinsam abzugeben. "Um besser gehört zu werden, ist es wichtig, mit einer Stimme zu sprechen."
Katholisches Büro Sachsen: Kirche muss sich politisch einmischen
Die katholische Kirche in Sachsen hält es für ihre Pflicht, sich auch politisch einzumischen. "Wo es um Menschenwürde geht, um Nächstenliebe, um sozial Schwache, Benachteiligte und Menschen am Rand der Gesellschaft, da muss sich die Kirche einbringen", sagte der Leiter des Katholischen Büros Sachsen, Daniel Frank, am Mittwochabend in Leipzig. "Kirche bringt sich da nicht zu viel ein, sondern es könnte sogar manchmal noch mehr sein." Auch Jesus habe sich in diesen Bereichen politisch positioniert. Frank erklärte, Parteienvertreter signalisierten ihm immer wieder, wie wichtig es sei, dass die Kirchen sich in gesellschaftspolitischen Fragen zu Wort meldeten.
Der Kontaktmann für die Beziehungen der katholischen Kirche mit dem Freistaat Sachsen betonte: "Zunächst einmal sucht die katholische Kirche mit allen demokratischen Parteien das Gespräch." Zugleich sei es Aufgabe der Bischöfe, darauf zu achten, wie die Parteien auftreten und wo ihre Programme der kirchlichen Lehre widersprechen. "Da melden sich die Kirchenleitungen dann kritisch und öffentlich zu Wort, und das erwarten die Gläubigen auch", so Frank. Er räumte ein, dass die Kirchen naturgemäß stärker im Kontakt zu den Parteien stünden, bei denen es eine größere Nähe zu kirchlichen Positionen und dem Evangelium gebe.
Der Grundsatzreferent der Thüringer AfD-Landtagsfraktion, Michael Henkel, kritisierte, die Kirche habe den Kontakt zu Vertretern von AfD-Positionen "nicht einfach so verloren, sondern sie will den Kontakt gar nicht, hat ihn zum Teil bewusst abgebrochen und geht nicht auf diese Leute zu". Henkel, der Vize-Vorsitzender im Pfarrgemeinderat einer katholischen Leipziger Pfarrei ist, monierte, die Vertreter der Amtskirchen setzten sich nicht ernsthaft mit den AfD-Positionen auseinander. Dabei gebe es "eine ganze Menge von Überschneidungen" zwischen AfD-Programm und kirchlicher Lehre, etwa im Bereich des Lebensschutzes.
KNA / jbj
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