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Kardinal Zen kritisiert Franziskus für Abkommen mit China

In einem Meinungsbeitrag, der in der amerikanischen „New York Times“ erschienen ist, spricht der emeritierte Bischof von Hong-Kong von einem „großen Schritt zur Vernichtung der wahren Kirche in China“.
Katholische Kirche in China
Foto: (kyodo) | Zen stellt den Wert davon in Frage, wenn der Papst bei Bischofsernennungen das letzte Wort habe, wo doch China „all die Worte davor haben wird“.

Der Hongkonger Kardinal Joseph Zen hat das vorläufige Abkommen zwischen dem Vatikan und China abermals kritisiert. In einem Meinungsbeitrag, der in der amerikanischen „New York Times“ erschienen ist, spricht der emeritierte Bischof von Hong-Kong von einem „großen Schritt zur Vernichtung der wahren Kirche in China“. Zen gilt als einer der vehementesten Kritiker einer Annäherung der katholischen Kirche an die kommunistische Partei Chinas.

Zen: Franziskus versteht "die Kommunisten" nicht

Papst Franziskus wirft der 86-Jährige vor, die chinesische Parteiführung, die er stets als „die Kommunisten“ bezeichnet, nicht zu verstehen. „Er ist sehr pastoral und stammt aus Südamerika, wo sich Militärdiktaturen in der Vergangenheit oft mit den Reichen zusammengetan haben, um die Armen zu unterdrücken“, schreibt Kardinal Zen. Die Kommunisten, und auch einige Jesuiten, hätten sich dann als Verteidiger der Armen erwiesen. Papst Franziskus, so Zen, hege daher möglicherweise eine „natürliche Sympathie“ für Kommunisten, „denn für ihn sind sie die Verfolgten“. Er kenne sie nicht als Unterdrücker, zu denen sie sich entwickelten, wenn sie an die Macht kämen. Dies sei aber in China der Fall.

Konkret wird der emeritierte Hongkonger Bischof mit seiner Kritik an dem Ende September geschlossenen Abkommen, wenn es um die Ernennung von Bischöfen in China geht. Zen stellt den Wert davon in Frage, wenn der Papst bei Bischofsernennungen das letzte Wort habe, wo doch China „all die Worte davor haben wird“. Theoretisch könne Franziskus so zwar bei sämtlichen potenziellen Bischöfen sein Veto einlegen. „Aber wie oft kann er das wirklich tun?“, fragt Zen.

Gläubige in China zunehmend unter Druck

Vom Zustand der katholischen Kirche in China zeichnet Kardinal Zen ein düsteres Bild. In dem kommunistischen Land gibt es eine offizielle, von der Regierung anerkannte und kontrollierte, katholische Kirche. Dieser gegenüber steht die sogenannte Untergrundkirche. Die Gläubigen litten und stünden zunehmend unter Druck. Anfang des Jahres habe die chinesische Regierung die Religionsausübung verstärkt eingeschränkt. Zudem berichtet Zen von Bischöfen, die den Gläubigen abraten, Gottesdienste zu besuchen, um so einer Verhaftung zu entgehen.

Die in dem Abkommen beschlossene Vereinigung der beiden Kirchen – die 30 Untergrund-Bischöfe sollen Teil der offiziellen chinesischen Bischofskonferenz werden, die aus 70 Bischöfen besteht – sieht Zen als vernichtend an. Dennoch könne er den Untergrundbischöfen nur davon abraten, eine Revolution zu starten. Stattdessen sollten sie nach Hause gehen, im Kreise ihrer Familie beten und auf bessere Zeiten warten. „Der Kommunismus ist nicht für die Ewigkeit gemacht“, so Zen.

DT/mlu

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