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Kardinal Zen: Kirche erleidet großen Schaden durch Abkommen mit China

Der emeritierte Hongkonger Bischof sieht das vorläufige Abkommen zwischen China und dem Vatikan als tragischen Moment in der Geschichte. Der Deal sei so verwerflich, dass man ihn nicht akzeptieren dürfe.
Kardinal Zen kritisiert Abkommen zwischen Vatikan und China
Foto: Mark Schiefelbein (AP) | Für die Untergrundkirche sieht Zen kaum noch eine Chance, sich gegen die Staatskirche zu behaupten.

Als „tragischen Moment in der Geschichte“ hat der Hongkonger Kardinal Joseph Zen das vorläufige Abkommen zwischen dem Vatikan und China bezeichnet. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ warnt der 86-Jährige davor, dass die Kirche enormen Schaden durch die Übereinkunft erleiden werde. Zen gilt als einer der vehementesten Kritiker einer Annäherung der katholischen Kirche an die kommunistische Partei.

Zen sieht chinesische Untergrundkirche in Gefahr

Acht chinesische Bischöfe, die von der chinesischen Regierung ohne vatikanische Zustimmung geweiht worden waren, sollen laut dem Abkommen nun anerkannt werden. Zudem soll es in Zukunft ermöglicht werden, dass Bischöfe sowohl vom Vatikan wie auch von China anerkannt werden. Im Gegenzug wird Papst Franziskus als Oberhaupt der chinesischen Katholiken akzeptiert.

Die chinesische Untergrundkirche, die sich als Gegenbewegung zur vom Staat kontrollierten Chinesischen Katholisch-Patriotischen Vereinigung entwickelt hatte, sieht der emeritierte Hongkonger Bischof Zen nun in Gefahr: „Chinas Regierung kann nun mit Unterstützung des Papstes darangehen, die Untergrundkirche auszulöschen. Es ist sehr traurig“, so Zen gegenüber der Süddeutschen. Die „guten Menschen“ in China fühlten sich daher verraten. Der Deal sei so verwerflich, dass man ihn keinen Augenblick lang akzeptieren dürfe.

Zen: "Warum nicht gleich zurück nach Byzanz?"

Für die Untergrundkirche sieht Zen kaum noch eine Chance, sich gegen die Staatskirche zu behaupten. Der Vatikan habe schon lange die offizielle Kirche an den Strippen der Kommunistischen Partei hofiert und die Untergrundkirche zu Kompromissen und zum Schweigen angehalten.

Den Verweis des Vatikan, dass es in der Geschichte immer wieder Fälle gab, in denen der Staat ein Mitspracherecht bei der Ernennung von Bischöfen hatten, etwa bei den Königen Spanien und Portugals, kommentiert Kardinal Zen mit den Worten: „Da muss ich lachen. Warum nicht gleich zurück nach Byzanz?“ Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelte, dass die katholische Kirche keinerlei Einmischung von außen akzeptiere. „Das ist Kirchenrecht.“

DT/mlu

 

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