Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Kardinal Wuerl bestreitet Fehlverhalten in McCarrick-Affäre

Dass der frühere Kardinal McCarrick Minderjährige sexuell missbraucht habe, sei ihm nicht bewusst gewesen, so Wuerl. Andere Anschuldigen gegen McCarrick habe er unverzüglich gemeldet.
McCarrick-Affäre: Wuerl bestreitet Fehlverhalten
Foto: Guido Montani (ANSA) | Wusste wohl schon seit 2004 über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen den ehemaligen Kardinal McCarrick bescheid: Der frühere Washingtoner Erzbischof, Kardinal Donald Wuerl.

Der US-Kardinal Donald Wuerl hat seinen Umgang mit Vorwürfen gegen den früheren Kardinal und Washingtoner Erzbischof, Theodore McCarrick, aus dem Jahr 2004 verteidigt. In einem Brief an Priester im Erzbistum Washington, das Wuerl bis Oktober vergangenen Jahres als Erzbischof leitete, bestreitet er auch geleugnet zu haben, von den Verfehlungen McCarricks gewusst zu haben. Lediglich der sexuelle Missbrauch Minderjährige durch den inzwischen aus dem Kardinalsstand entlassenen McCarrick sei ihm nicht bekannt gewesen.

2004 von "unangemessenem Verhalten" McCarricks erfahren

Im Jahr 2004 habe er von einem ehemaligen Priester eine Beschwerde erhalten, in der dieser McCarrick „unangemessenes Verhalten“ vorwarf, schreibt Wuerl in seinem Brief. Darin sei es aber hauptsächlich um andere Vorfälle sexuellen Missbrauch gegangen. „Der gesamte Bericht wurde unverzüglich dem Apostolischen Nuntius ausgehändigt“, so Wuerl, der zu dieser Zeit Bischof von Pittsburgh war. Da sich die Anschuldigen in der Beschwerde aus dem Jahr 2004 auf McCarricks Verhalten gegenüber einem Erwachsenen bezogen, habe er sich anschließend nicht weiter mit der Angelegenheit befasst.

Dass Kardinal Wuerl, der momentan als apostolischer Administrator im Erzbistum Washington fungiert, bis ein Nachfolger gefunden ist, bereits im Jahr 2004 von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gegen McCarrick wusste, hatte in der vergangenen Woche die „Washington Post“ berichtet. Das Erzbistum Washington und das Bistum Pittsburgh bestätigten die Recherchen der Zeitung.

Wuerl hatte stets bestritten, von den Vorwürfen gegen McCarrick gewusst zu haben

Ein Betroffener, der für sexuelle Verfehlungen im Priesterseminar durch McCarrick entschädigt worden war, hatte die „Washington Post“ auf ein Dokument hingewiesen, das dem Bistum Pittsburgh vorliegt und das Wissen Wuerls offenbar beweist. Bevor Wuerl im Oktober seinen Ruhestand antrat, hatte er stets bestritten, von den Vorwürfen gegen seinen Vorgänger McCarrick im Bilde gewesen zu sein. So hatte der 78-Jährige beispielsweise in einer Stellungnahme erklärt, „in meinen Jahren hier in Washington und selbst davor nichts davon gehört zu haben“.

Die Enthüllungen der McCarrick-Affäre im Juni vergangenen Jahres hatten die katholische US-Kirche in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise gestürzt. McCarrick wird vorgeworfen, über einen längeren Zeitraum hinweg mindestens zwei minderjährige Jungen sexuell missbraucht zu haben. Zudem soll er sich über Jahrzehnte hinweg an Priestern und Seminaristen vergangen haben. Gerüchten zufolge bereitet der Vatikan momentan McCarricks Entlassung aus dem Priesterstand vor. In diesem Zusammenhang hatte der italienische Erzbischof Carlo Viganò McCarrick jüngst in einem Schreiben dazu aufgefordert, sich öffentlich zu seine Taten zu bekennen.

DT/mlu

Verpassen Sie nichts aus unserer vollständigen Berichterstattung zur Debatte um McCarrick und dem Missbrauchsskandal. Einfach hier kostenlos anmelden.

Themen & Autoren
Erzbischöfe Kardinalsstand Kardinäle Sexueller Missbrauch

Weitere Artikel

Kirche

Die Heilsquelle der Christen betrachten: Das Kreuz steht im Mittelpunkt authentischer Kirchenreformen.
28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig