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KZ-Insasse wird in Italien seliggesprochen

Der christliche Widerstandskämpfer Teresio Olivelli kam 1945 im KZ-Außenlager Hersbruck ums Leben. Morgen wird er als Märtyrer im italienischen Vigevano seliggesprochen. Mit dabei: eine Delegation aus Franken.
Teresio Olivelli
| Teresio Olivelli wird am 3. Februar 2018 selig gesprochen.

Geschlagen, beschimpft und verlacht ist Teresio Olivelli im Dezember 1944 bereits "ein Skelett, das mit Wunden und Geschwüren bedeckt ist". So berichten Überlebende von ihrem Mitgefangenen im KZ-Außenlager Hersbruck. Wenige Wochen später lassen ein Fußtritt in den Magen durch einen polnischen Kapo und brutale Prügel den 29-Jährigen zusammenbrechen. Olivelli hatte versucht, mit seinem Körper einen ukrainischen Häftling vor Schlägen zu schützen.

Noch im Sterben zeigt der italienische Widerstandskämpfer sein großes Herz: Er verschenkt seine Holzpantinen und Kleidung an einen frierenden Kameraden. Am 17. Januar 1945 endet sein Leben auf der Krankenstation mit einem Gebet auf den Lippen: "Beschütze, Herr, meine Lieben, die Freunde, die Kameraden im Kampf, die Feinde."

Am Samstag wird Kurienkardinal Angelo Amato, Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Olivelli im Auftrag von Papst Franziskus in Vigevano in Norditalien seligsprechen: als Märtyrer für den Glauben und für die Nächstenliebe. 1989 war der Seligsprechungsprozess in Olivellis Heimatbistum Vigevano eröffnet worden. Das Erzbistum Bamberg, in dessen Gebiet Hersbruck liegt, hatte das Verfahren dorthin übertragen.

Erzbischof Ludwig Schick sieht in dem künftigen Seligen einen "italienischen Maximilian Kolbe". Olivelli habe das Gebot der Nächstenliebe heroisch praktiziert und seine christliche Einstellung durch die Hingabe seines Lebens besiegelt. Seinen Widerstand gegen die Regierung Solo unter Mussolini, der mit Hitler paktierte, habe Olivelli als Rebellion gegen Unmenschlichkeit, Unchristlichkeit und Antikirchlichkeit definiert, so Schick. "Olivelli nannte sich selbst und seine Gefährten Rebellen aus Liebe für die Wahrheit in der Welt, für die Liebe zu jedem Menschen."

Auch für den Hersbrucker Pfarrer Wunnibald Forster ist der Märtyrer ein Vorbild: "gerade für die Jugend, weil er sich ohne Rücksicht auf seine Person für andere eingesetzt hat, weil er Widerstand gegen Rechtsradikale und gegen den Faschismus geleistet hat". Mit 22 Pfarrangehörigen sowie Bürgermeister Robert Ilg und Stadträten wird Forster nach Vigevano fahren.

Schon seit 1990 ist in Forsters Pfarrkirche eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Märtyrer angebracht, gestiftet auch von Mitgliedern einer Organisation christlicher Partisanen aus Italien. Nun soll auch das Hersbrucker Caritas-Altenheim den Namen "Olivelli-Haus" bekommen.

Der promovierte Jurist lancierte in der Gegend um Brescia, Cremona und Mailand eine Untergrundzeitschrift mit dem Titel "Der Rebell". Sie diente als katholisch orientierte Partisaneninformation. Olivelli und seine Mitstreiter waren davon überzeugt, dass der Wiederaufbau Italiens ohne Wiederherstellung christlicher Werte nicht möglich sein könne.

Am 27. April 1944 wurde er in Mailand festgenommen, ins Gefängnis gebracht und gefoltert. Aus dem Polizeilichen Durchgangslager Bozen gelangte er ins Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz, registriert als Häftling Nummer 21680. Von dort wurde Olivelli am 30. September 1944 ins Außenlager Hersbruck überstellt.

Nach den Berichten von Mithäftlingen begegnete er Schikanen der Lager-SS mit Sanftmut. Seine ohnehin kargen Essensrationen teilte er mit seinen Leidensgenossen, bei Schlägen hielt er für andere den Buckel hin. Mangels eines Priesters übernahm er selbst die Seelsorge an den Geschundenen.

In einem seiner überlieferten Gebete heißt es: "Von den stürmischen Bergen, aus den Katakomben der Städte und aus den Tiefen der Kerker rufen wir Dich an, Herr: Lass den Frieden in uns sein, den nur Du geben kannst."

KNA - Marion Krüger-Hundrup / jbj

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