In Grimms Märchensammlung findet sich die Geschichte von Schneewittchen, das aufgrund seiner Schönheit von der Stiefmutter gehasst wird und deshalb getötet werden soll. Die folgenreiche Ausgangssituation liefert der allwissende Spiegel, den die Stiefmutter danach befragt, wer die Schönste im ganzen Land sei. Der Spiegel dient als Medium der Wahrheit, da er der Stiefmutter ins Gesicht sagt, dass Schneewittchen schöner sei. Dabei muss es sich nicht einmal um einen sprechenden Spiegel in magischem Sinne handeln. Letztendlich ist eben mit der Aussage des Spiegels das gemeint, was die Stiefmutter selbst erkennt, indem sie sich im Spiegel ansieht und einen Vergleich mit der Schönheit Schneewittchens zieht und sich infolgedessen in Eifersucht ...
Junge Federn
Die Botschaft des Spiegelbilds. Von Martin Seiberl