Meine schweißnassen Hände graben sich tief in die Vordertasche meines Kapuzenpullovers und suchen hektisch nach dem Rosenkranz. In einem Höllentempo geht mir das Glaubensbekenntnis über die Lippen, eine Perle nach der anderen rutscht durch die Finger und mir steigt ein inbrünstiges „Ave Maria“ zum Himmel empor. Es ist Donnerstagabend, es regnet und ich sitze am Fenster. Direkt an der Tragfläche. Ich hatte mir Romano Guardini eingepackt, „Der Herr“. Ein Buch, das ich mal angefangen hatte zu lesen und dann weglegte, weil es eine viel zu beruhigende Wirkung hatte und ich beinahe einschlief. Jetzt könnte ich Beruhigung gut gebrauchen, doch leider haben sie das Licht ausgemacht. Die Maschinen drehen hoch, der Lärm ...
Junge Federn
Guardini gegen Flugangst. Von Rudolf Gehrig