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Jerusalem: Grabeskirche aus Protest geschlossen

Um gegen die israelische Politik gegenüber den Kirchen zu protestieren, haben sich Kirchenführer zu einer Schließung der Grabeskirche entschieden. Israels Vorgehen sei auf eine "Schwächung der christlichen Präsenz" angelegt, heißt es in einer Erklärung.
Grabeskirche am Karsamstag
Foto: Andrea Krogmann (KNA) | "Heiliges Feuer" in der Grabeskirche in Jerusalem während der Osterfeierlichkeiten an Karsamstag, 15. April 2017.

Aus Protest gegen die israelische Politik gegenüber den Kirchen haben örtliche Kirchenführer die Grabeskirche in Jerusalem bis auf weiteres geschlossen. Die "systematische und offensive Kampagne" gegen Kirchen und Christen habe mit der Ankündigung der Verantwortlichen in Jerusalem, Kircheneigentum wegen angeblicher Steuerschulden zu beschlagnahmen, "ein ungekanntes Ausmaß" erreicht, heißt es in einer am Sonntag vom griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. öffentlich verlesenen Erklärung. Zu den Unterzeichnern gehören neben Theophilos auch Franziskanerkustos Francesco Patton sowie der armenische Patriarch Nourhan Manougian. Die Forderung nach einer Steuerpflicht widerspreche der historischen Stellung der Kirchen in Jerusalem, so die Kirchenführer. Die Maßnahmen der Stadt "brechen bestehende Abkommen und internationale Verpflichtungen, die die Rechte und Privilegien der Kirchen garantieren".

Das Vorgehen Israels gegen die Kirchen gipfele in dem geplanten Gesetz der Parlamentsabgeordneten Rachel Azaria, das am Sonntag vom zuständigen Ministerrat beraten werden soll. Es sieht vor, dem Staat die Enteignung von an Privatinvestoren verkauftem Kirchenland zu ermöglichen. "Dies erinnert uns alle an Gesetze ähnlicher Natur, die gegen die Juden in den dunklen Zeiten in Europa erlassen wurden", so die drei Kirchenvertreter. Opfer des auf die "Schwächung der christlichen Präsenz" angelegten Vorgehens seien verarmte Familien, "die ohne Nahrung und Wohnung ausgehen, ebenso wie die Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen können".

Die Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt zählt zu den wichtigsten Orten der Christenheit und ist jedes Jahr Ziel Hunderttausender Besucher. Christen verehren dort den Ort der Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu. Die Kirche ist heute gemeinsamer Besitz verschiedener Konfessionen. Die größten Teile entfallen auf griechisch-orthodoxe, westlich-katholische und armenisch-orthodoxe Christen. Die drei Kirchen teilen sich die Besitzrechte und sind für den Status quo sowie die Verwaltung der heiligen Stätten im Heiligen Land verantwortlich.

DT/KNA
 

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